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Klassenstandpunkt und -bewegung – Druck von unten

Marxistische Blätter 3_2023

von Lothar Geisler (Leitende:r Herausgeber:in)
©2023 136 Seiten
Reihe: Marxistische Blätter, Band 3_2023

Zusammenfassung

Das Thema: Die Linke in Zeiten des Krieges (A. Pech/V. Kühlow/E. Lieberam), Betriebliche Friedensarbeit gestern und heute (A. Rieger), Innenansichten des »Heißen Herbstes«: Saarbrücken (M. Quetting) und Braunschweig (T. Reuter), Die Polykrise und die Jugend (C. le Paige), Jung, akademisch, streikbereit für den TV-Stud (L. Leslie), Prekariat auf höchstem Niveau – Unbefristet (T. Sanders), Arbeiterpolitik kommunal (V. Cziesla), »Heißer Herbst« im Frühling? (A. Bigus), Zehn Jahre Streikkonferenzen – eine Zwischenbilanz (F. Zeise/F. Wilde)


Weitere Themen: Streikwelle in Großbritannien (J. White), Gefangen in der Konzertierten Aktion (J. Schubert), Friedensbewegung im Kreuzfeuer (B. Trautvetter/ Frieden-links), Soziale Bewegung und politische Justiz (V. Schöneburg), Kräfteverhältnisse und Ostexpansion (B. Landefeld), Manifest für das 21. Jahrhundert (J. Smith), Nachkriegskämpfe in Polen (H. Michael)

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


China kann’s nicht!?

Lothar Geisler

Die Regierung der VR China hatte ihren Vorschlag »Zur politischen Beilegung der Ukraine-Krise« (12-Punkte-Plan) am 24. Februar auf der UN-Vollversammlung kaum gemacht, da verbreitete ein Fernsehkommentator schon: bloß eine »Loseblatt-Sammlung«. Die Tagesschau: »Keinesfalls ein umfassender Friedensplan«; Frontfrau Baerbock im ZDF heute-journal: ein »sogenannter Friedensplan«; DER SPIEGEL: »nutzloser Plan« und »maues Dokument«, das zeigt, »dass die chinesische Regierung als Vermittler im Ukraine-Konflikt völlig unbrauchbar ist.« ZEIT ONLINE: China sei »kein glaubwürdiger Friedensstifter«, sondern Komplize des Aggressors. Die FAZ: »dürres Friedenspapier« zur Imagepflege; Süddeutsche Zeitung: Peking geht es nicht um den Frieden in der Ukraine, »sondern um die angestrebte eigene Vorherrschaft«. Die Pressevielfalt marschiert im Gleichschritt des »embedded journalism«, ins Kriegsgeschehen eingebettet.

China kann’s nicht? Wenige Wochen nach der UN-Vollversammlung mussten die gleichen Medien staunend über das Gegenteil berichten: »China schlichtet Streit…« (SZ); »China und der diplomatische Coup …« (SPIEGEL); »China gelingt Allianz zwischen Iran und Saudi Arabien« (BZ).

Nun ist das noch keine Garantie für eine dauerhafte Friedensordnung und im über Jahrzehnte kriegerisch zerrütteten Nahen Osten (denn da sind ja noch andere mächtige Kombattanten im Spiel) – aber ein erster Schritt von Gegnern aufeinander zu, moderiert von chinesischen Diplomaten.

Warum also nicht China als Vermittler? Die EU und die Bundesregierung haben ihre Chancen seit 2014 unbestreitbar voll vergeigt. Vor allem seit sie voll auf den Eskalationskurs der USA eingeschwenkt sind und alle Positionen früherer Friedens-und Entspannungspolitik der »Zeitenwende« geopfert haben. Chinas »12-Punkte-Plan« hält an solchen Positionen fest, knüpft daran an. Warum also China als Feind behandeln?

Der schottische Historiker, Menschenrechtsaktivist und frühere britische Botschafter Craig Murray schreibt dazu auf seinem Blog: »Mir fällt kein Staat in der Geschichte ein, der ein mit China vergleichbares Niveau wirtschaftlicher Dominanz erreicht hat und nicht versucht hätte, seine ökonomische Macht dafür einzusetzen, Gebiete zur Vergrößerung seiner ökonomischen Ressourcen militärisch zu erobern. In dieser Hinsicht ist China um ein Vielfaches friedlicher als die Vereinigten Staaten, Großbritannien, Frankreich, Spanien oder eine andere ehemals bedeutende Macht …«1 Fakt ist: China hat seit über 40 Jahren kein anderes Land angegriffen und überfallen. Es ergibt also Sinn, Chinas Diplomatie zumindest eine Chance zu geben.

»Wir ermutigen den Bundeskanzler, zusammen mit Frankreich insbesondere Brasilien, China, Indien und Indonesien für eine Vermittlung zu gewinnen, um schnell einen Waffenstillstand zu erreichen. Das wäre ein notwendiger Schritt, um das Töten zu beenden und Friedensmöglichkeiten auszuloten. Nur dann kann der Weg zu einer gemeinsamen Sicherheitsordnung in Europa geebnet werden«, heißt es im jüngsten Friedensappell2, der von knapp 100 (ehemals hauptamtlichen) Gewerkschaftern und Sozialdemokraten (w/m/d) unterzeichnet wurde. Sozusagen vom »Ältestenrat«. Das könnte Mut machen, auch für den Friedenskampf in Betrieben und Verwaltung und für Friedensbeschlüsse der kommenden Gewerkschaftstage mit »solidem Klassenstandpunkt«.

1 https://www.craigmurray.org.uk/archives/2023/03/why-would-china-be-an-enemy/

2 https://frieden-und-zukunft.de/2023-04-01_aufruf-frieden-schaffen/

Marxistische Blätter in Havanna

In unserem Bemühen, uns als Zeitschrift international stärker zu vernetzen, hatten wir unsere Mitherausgeberin Jenny Farrel im Februar gebeten, an einer Konferenz theoretischer Zeitschriften linker Parteien und Bewegungen in Havanna teilzunehmen. Organisiert von der Zeitschrift der Kommunistischen Partei Kubas, Cuba Socialista, war dies das erste Treffen dieser Art. Vertreten waren fast 100 Delegierte aus 34 Ländern und 65 Publikationen. Aus Deutschland waren neben den Marxistischen Blättern noch die Zeitschrift Marxistische Erneuerung vertreten. Bemerkenswert: die Zahl teilnehmender Vertreter der Kommunistischen Partei Kubas und der Regierung sowie die breite mediale Berichterstattung in Kuba.

Die Themenkreise waren Imperialismus, Solidarität sowie Jugend und Sozialismus. Die Rolle der Jugend im Aufbau und in der Verteidigung des Sozialismus, die unverzichtbare Einheit der Linken in der geopolitischen Weltlage, der Offensive der Rechten und des US-Imperialismus sowie die multidimensionale globale Krise des Kapitalismus wurden dabei von vielen Delegierten in ihren Beiträgen angesprochen. Des Weiteren ging es um die interventionistischen Praktiken des US-Imperialismus und seine neuen Modelle der Kriegsführung – Paramilitarismus, Wirtschaftssanktionen, hybride Kriege, die Rolle der Medien und sozialen Netzwerke sowie das Vorgehen gegen die Demokratiebestrebungen in Lateinamerika. Zugleich wurde die beständig anwachsende Kluft zwischen Arm und Reich in einer Welt, die dem Atomkrieg immer näher rückt, thematisiert. In diesem Zusammenhang ging es unter anderem um die dringende Notwendigkeit von größerer globaler Solidarität und der Achtung der Selbstbestimmung der Völker.

Bei der Veranstaltung Jugend und Sozialismus rief der kubanische Präsident Miguel Días-Canel linke Parteien und Bewegungen zu größerer Einheit auf, dazu gegen Sektierertum anzugehen und in Einheit und Vielfalt für eine bessere Welt zu kämpfen. Die Menschheit brauche eine neue gesellschaftliche Ordnung, die von Solidarität und sozialer Gerechtigkeit gekennzeichnet ist.

Zu den wichtigsten Ergebnissen zählte für die meisten Delegierten der direkte Kontakt zu Vertretern aus verschiedensten Ländern. Als erste Früchte dieser Kontaktaufnahme möchten wir auf die Beiträge von Jonathan White und John Smith in dieser Ausgabe hinweisen. Weitere Treffen sind in Planung.

Demnächst vierteljährlich

Aufmerksamen Leser:innen unserer Zeitschrift wird nicht entgangen sein, dass sich die finanzielle Situation auch unserer Zeitschrift durch die zum Teil drastischen Preissteigerungen bei Miete, Papier-, Druck- und Versandkosten erheblich verschärft hat. Die gestiegenen Kosten können und wollen wir jedoch nicht 1:1 auf den Abo-Preis abwälzen. Finanzielle Unterstützung durch eine Partei oder Stiftung ist auch weiterhin so wenig zu erwarten, wie ein massives Wachstum des Spendenvolumens. Darum mussten die Verlags-Gesellschafter die Notbremse ziehen. Ihrem ausführlich begründeten Vorschlag, dass die Marxistischen Blätter schon ab Jahresmitte 2023 als Vierteljahreszeitschrift erscheinen, stimmten die Herausgeber in ihrer Klausur am 18./19. Februar einmütig zu. Heft 4 (Juli) erscheint noch normal. Heft 5 erscheint dann im Oktober als Sondernummer zu »60 Jahre Marxistische Blätter«. Bis zur Produktion von Heft 1_2024 ist zu entscheiden, welche Konsequenzen diese Umstellung für die Ausgestaltung (Rubriken, Seitenaufteilung, Layout etc.) der Marxistischen Blätter als Vierteljahreszeitschrift und die zukünftige Zusammensetzung des Herausgeberkreises hat. Mit diesem Diskussionsprozess soll auf der nächsten Herausgebersitzung zeitnah begonnen werden. Mehr dazu in der nächsten Ausgabe.

NATO-Kampagne gegen die Friedensbewegung

Bernhard Trautvetter

Nach der großen Berliner Friedenskundgebung am 25. Februar mit 50 000 Demonstrierenden1 und angesichts der über 700 000 Unterschriften unter das »Manifest für den Frieden«, das Alice Schwarzer und Sahra Wagenknecht initiiert hatten, verstärkten führende Medien eine Hetzkampagne gegen Aktive der Friedensbewegung. Herfried Münkler kennzeichnete das Ganze als »verlogenes, kenntnisloses« und »gewissenloses Manifest« der »Komplizenschaft mit dem Aggressor Putin«2. Der Spiegel schrieb unter der Überschrift »Querfront ja, aber bitte diskret!«: »Bei der sogenannten Friedensdemonstration am Samstag in Berlin zeigten sich die Konturen dessen, was Sahra Wagenknecht in Wahrheit anstrebt: eine prorussische, antiamerikanische, national orientierte Sammlungsbewegung. Die AfD reagiert erfreut.«3

Die Kampagne richtete sich indes nicht alleine gegen das Friedensmanifest von Alice Schwarzer und Sahra Wagenknecht, sondern auch gegen andere Akteure, die nicht zu den »üblichen Verdächtigen« der Friedensbewegung gehören, z. B. der Philosoph Richard David Precht und der Sozialpsychologe Harald Welzer. Gemeinsam mit weiteren Prominenten, darunter Jeffrey Sachs, Johannes Vad und Erich Varwick hatten die beiden im Juni 2022 einen Waffenstillstand gefordert. Zitat: »Der bisherige Verlauf der Verhandlungsversuche zeigt eine anfängliche Verständigungsbereitschaft beider Seiten unter Annäherung der Zielvorstellungen. Nur eine diplomatische Großoffensive kann aus der momentanen Sackgasse herausführen … Angesichts drohender humanitärer Katastrophen sowie des manifesten Eskalationsrisikos muss der Ausgangspunkt für die Wiederherstellung von Stabilität schnellstmöglich gefunden werden.«4 Kommentar Wolf Biermann: »Diese falschen Pazifisten halte ich für Secondhand-Kriegsverbrecher«.5

Die klaren Eckpfeiler der Kampagne: Dem ›Manifest für den Frieden‹ und damit immer mehr Teilen der Friedensbewegung wird unterstellt, 1. rechtsoffen-national, 2. pro Putin und 3. antiamerikanisch zu sein. Diese drei Kritikpunkte sind auch in vielen sich liberal verstehenden Initiativen und Medien wie dem Redaktionsnetzwerk Deutschland zu finden. Dort etwa liest man: »Bei Sahra Wagenknechts ›Friedenskundgebung‹ in Berlin standen sie am Samstag Seit an Seit: friedensbewegte Linke, AfD-Politiker und rechtsextreme Putin-Propagandisten. Die Linken-Abgeordnete sieht die Protestaktion als Beginn einer neuen Friedensbewegung. Doch nichts daran ist neu. Über den gemeinsamen Protest Linker und Rechter im Namen des Friedens kann nur verwundert sein, wer seine Augen in den vergangenen Jahren fest verschlossen hatte.«6

Neu ist, dass auch Kräfte, die sich selbst einst für den Frieden, Solidarität und gegen die Diffamierung von Systemkritiker:innen engagierten, immer mehr die Federführung bei der Unterstützung der NATO-Politik sowie der Diskreditierung der Friedenskräfte übernehmen. Die Diskreditierung erfolgt auch aus der Führung der Linkspartei und einzelnen Kräften des antifaschistischen Spektrums. Sie diskreditieren Kräfte, die ihr Leben der Linken und der Emanzipation gewidmet haben, als »rechtsoffen«: »Wagenknecht will das gleiche wie die Rechten«.7 Dass der Vorsitzende der Bündnisgrünen Omid Nouripour in diese Kampagne mit der Aussage einstimmt, die Initiatorinnen der Friedenskundgebung grenzten sich nicht ausreichend von Rechtsextremisten ab8, wundert wenig. Wahr ist aber das Gegenteil. Sahra Wagenknecht hatte auf der Bühne der Berliner Friedenskundgebung erklärt: »Selbstverständlich haben Neonazis und Reichsbürger, die in der Tradition von Regimen stehen, die für die schlimmsten Weltkriege in der Menschheitsgeschichte Verantwortung tragen, auf unserer Kundgebung nichts zu suchen. … Wer die Gefahr eines nuklearen Infernos in Kauf nimmt, der steht nicht auf der richtigen Seite der Geschichte.«

Alice Schwarzer ergänzte im direkten Anschluss: »Wir lassen uns nicht einschüchtern vom Gerede der mangelnden Distanz zur extremen Rechten. Wie absurd ist das, Frauen wie uns aufzufordern, wir sollen uns von Rechts distanzieren?! Unser ganzes Leben, unser ganzes Engagement ist links, wir sind für soziale Gerechtigkeit und gegen Gewalt. Das galt früher einmal als links. Wir stehen hier, weil täglich Hunderte sterben und weil das Atomkriegsrisiko zunimmt. Das Sterben muss ein Ende haben.«9

Basis der Delegitimierung der Friedenskräfte ist das Narrativ, Russland habe die Ukraine unprovoziert und aus imperialen Motiven heraus angegriffen, was ein Angriff auf unser aller Freiheit, auf die Demokratie und die regelbasierte Ordnung darstellt, weswegen die militärische Unterstützung des Angegriffenen moralisch geboten und in unser aller Sinn ist.10

Dieses von der NATO-Lobby transportierte Narrativ, das auf den ersten Blick für viele überzeugend ist, dominiert die Berichterstattung und wirkt sich entsprechend auf die Meinungshegemonie aus. Die Meinungsmache der NATO übergeht die Vorgeschichte der russischen Invasion und schiebt entsprechend die Alleinverantwortung für Völkerrechtsbrüche, Gewalt und Eskalation ausschließlich Russland zu. Sie übergeht dabei u. a. die Tatsache, dass im Ukraine-Krieg eine Eskalationsstufe erreicht ist, die man als »umgekehrte Kuba-Krise« bezeichnen könnte. Als die UdSSR vor gut 60 Jahren auf die Stationierung von atomwaffenfähigen Mittelstrecken-Raketen der USA in der Türkei mit dem Versuch reagierte, eigene Raketen auf Kuba zu stationieren, drohte US-Präsident Kennedy mit Atomschlägen11 und die Welt bewegte sich am Rande eines Atomkrieges. Heute wird diese Parallele von der Meinungsmache ausgeblendet. Warnungen von Diplomaten und Strategen aus den eigenen Reihen werden beiseite geschoben12, die Militarisierung – inklusive nuklearer Optionen – wurde und wird vorangetrieben13. Außerdem stellt die Expansion der NATO nach Osteuropa einen Bruch internationaler Verträge dar, wie dem 2+4-Vertrag zum Beitritt der DDR zum Geltungsbereich des Grundgesetzes und der Charta von Paris von 1990.14

Wir erleben aktuell, wie vorausschauend die literarische Vorhersage George Orwells mit seiner Beschreibung der Doppelsprache (Double Speak) war, als er in seiner Dystopie »1984« den großen Bruder die Parolen ausgebe ließ: »Krieg ist Frieden, Freiheit ist Sklaverei, Ignoranz ist Stärke«; das Liebesministerium befasste sich mit Hass.15

Dieser Umdeutung des Humanen folgt schließlich auch die Selbst-Anpreisung des im Zuge der Eskalation in der Ukraine zum Dax-Konzern aufgestiegenen Rüstungskonzerns Rheinmetall: »Mit unseren Technologien, unseren Produkten und Systemen schaffen wir die unverzichtbare Grundlage für Frieden, Freiheit und für nachhaltige Entwicklung: Sicherheit.«16 Auf die friedensstärkende Ausrichtung der Produktion von Kriegswaffen folgt das zynische Selbstlob: »Rheinmetall übernimmt Verantwortung in einer sich verändernden Welt.«17 Rheinmetall ist der größte deutsche Rüstungskonzern. »Mit 6,4 Milliarden Euro machte Rheinmetall 2022 den höchsten Umsatz der Konzerngeschichte. Das operative Ergebnis … stieg um 27 Prozent auf den historischen Wert von 754 Millionen Euro.«18 Rheinmetall ist mit dieser Bedeutungsumkehr der Kriegswaffenproduktion als Friedensbeitrag nicht allein: Der in der Nuklearrüstung aktive US-Rüstungskonzern Raytheon19 nennt eins seiner Systeme »U-125 Peace Krypton«20. Auch das Aufrüstungspaket der Bundesregierung umfasst mit fast 10 Mrd. € die Anschaffung von F-35-US-Tarnkappenbombern, die ›gebraucht‹ werden, um die nuklearen Arsenale der USA in Deutschland für Atomschläge einzusetzen, also für den finalen Krieg der Menschheit.

Zur Überprüfung des Vorwurfs an die Unterstützer:innen des Friedensmanifests, die Aktion sei antiamerikanisch aufgestellt, ist anzumerken: Kritik an der Administration im Weißen Haus ist eine Kritik an der US-Regierung und kein Antiamerikanismus. In seinem Grußwort an die Berliner Demonstration, über das fast keines der führenden Meinungsmedien berichtete, sagte der US-amerikanische Berater und Ökonom Jeffrey Sachs: »Im März 2022 erklärte die Ukraine, dass sie auf der Grundlage der Neutralität verhandeln würde. Wir wissen jetzt, dass die Vereinigten Staaten diese Verhandlungen blockierten und eine Eskalation des Krieges favorisierten. … Dies ist ein Krieg, der beendet werden muss, bevor er uns alle in ein nukleares Armageddon verwickelt. Danke für Ihre Bemühungen … Die NATO muss den Versuch der Erweiterung um die Ukraine und Georgien stoppen. Wir müssen auf die Roten Linien beider Seiten hören, damit die Welt überleben kann.«21

Zusammenfassend ist zu sagen: Die Kampagne gegen die Friedensbewegung

  1. stützt sich auf invalide Behauptungen,
  2. sie zersetzt demokratische Strukturen, indem sie Demokratinnen und Demokraten ausgrenzt,
  3. sie stärkt Kriegsgewinnler wie die Rüstungskonzerne in den NATO-Staaten sowie Nationalisten wie jene in der AfD, der sie mit der Behauptung, es gebe ein Bündnis unter ihrer Beteiligung, Aufmerksamkeit zukommen lässt,
  4. sie wertet den Militarismus auf, indem sie seine Narrative aufgreift.
  5. Die Kampagne gegen die Friedensbewegung widerspricht den Lebensinteressen der Menschen nicht nur in unserem Land, da sie die Spannungen und die Risiken steigert, die mit der Eskalation der Gewalt verbunden sind. Und sie lenkt von vielen Völkerrechtsbrüchen ab, in die NATO-Staaten weltweit aktiv verwickelt sind.

Trotz alledem wird die Friedensbewegung das Gespräch weiterhin mit allen Kräften suchen, die angesichts der strategischen Meinungsmache ins Zweifeln gekommen sind und sich mit offenen Fragen an jene wenden, die für Diplomatie und Abrüstung statt Aufrüstung und Waffengänge eintreten. Dabei sind die Organisationen der Arbeiterbewegung, die Gewerkschaften, von besonderer Bedeutung, vertreten sie doch die Interessen der jetzt schon von den Kriegsfolgen besonders Betroffenen. 

1 »Nach Informationen der Berliner Zeitung aus Sicherheitskreisen sind die Veranstalterangaben korrekt.« (BZ 25.2.2023).

12 https://taz.de/Ex-US-Botschafter-ueber-Ukraine-Krise/!5033743

15 https://owlcation.com/humanities/The-Meaning-of-War-is-Peace-Freedom-is-Slavery-and-Ignorance-is-Strength-in-Orwells-1984

16 https://www.rheinmetall.com/de/rheinmetall_ag/home.php

17 Ebenda.

18 https://www.handelsblatt.com/unternehmen/industrie/ruestungsindustrie-rheinmetall-hofft-auf-milliardenauftraege-aus-sondervermoegen/29040878.html

19 https://www.bloomberg.com/news/articles/2021-07-01/raytheon-awarded-2-billion-contract-for-nuclear-cruise-missile#xj4y7vzkg

21 https://essener-friedensforum.de/wp-content/uploads/2023/03/23-02-25Berlin_Grusswort-J.-Sachs.pdf

Die britische Streikwelle 2022/2023

Jonathan White

Der britische Kapitalismus hat gerade die größte Streikwelle seit Jahrzehnten erlebt. Im Februar 2023 meldete das Office for National Statistics, dass im Dezember 2022 in Großbritannien 843.000 Arbeitstage durch Streiks verloren gingen, der höchste Wert in einem einzelnen Monat seit dem Rentenstreik im öffentlichen Sektor von 2011. Im gesamten Jahr 2022 gingen mehr Arbeitstage durch Streiks verloren als in jedem anderen Jahr seit 1989.1

Seit April letzten Jahres hat eine Gewerkschaft nach der anderen ihre Mitglieder zu Streiks aufgerufen, und in den meisten Fällen haben sie ein überwältigendes Mandat für Aktionen erhalten. Und dies trotz strenger gewerkschaftsfeindlicher Gesetze, die von den Gewerkschaften verlangen, dass sie ihre Absicht, eine Urabstimmung abzuhalten, umfassend ankündigen und den Unternehmern Informationen liefern, die vor Gericht angefochten werden können. Die Gewerkschaften des öffentlichen Sektors müssen außerdem Abstimmungsschwellen überschreiten, um legale Streiks durchführen zu können. Noch vor 12 Monaten schien dies unwahrscheinlich. Was steckt hinter dieser Welle von kollektiven Arbeitskämpfen?

Die Streikwelle von 2022-23 ist die Folge einer vielschichtigen Offensive der herrschenden Klasse gegen die britische Arbeiterklasse, die in eine akute Phase eintrat, als die Wirtschaft nach der Covid-Pandemie wieder anlief. In diesem Zusammenhang haben die größten Monopolunternehmen der britischen Wirtschaft die wirtschaftliche Störung durch den Lockdown als Rechtfertigung für Angriffe auf die Löhne und Arbeitsbedingungen der Arbeiter genutzt, um ihre Profite und Dividendenzahlungen an ihre Finanzkapitalbesitzer zu erhöhen.

Ab Dezember 2020 versuchten eine Reihe großer britischer Unternehmen, ihre Beschäftigten zu entlassen und mit schlechteren Verträgen wieder einzustellen. British Airways Cargo Division, British Gas (Centrica), der Einzelhandelsriese Tesco und andere begannen mit dem, was als »fire and rehire« (Feuern und Wiedereinstellen) bekannt wurde. Im März 2022 ging die DP World2-Tochter P&O Ferries sogar noch weiter. Sie entließ rechtswidrig ihre gesamte Belegschaft von Seeleuten mit Tarifverträgen und ersetzte sie durch Leiharbeiter, die aus einigen der niedrigsten Lohnländer der Welt eingeflogen wurden. Die Leiharbeiter wurden nicht nur zu einem Viertel der Löhne der von ihnen ersetzten Arbeiter bezahlt, sondern mussten auch überaus anstrengende 12-Stunden-Schichten leisten und bis zu 17 Wochen am Stück an Bord der Schiffe leben. Nur wenige Wochen später startete das privatisierte Post- und Logistikunternehmen Royal Mail einen bösartigen Angriff auf die kollektiven Arbeitsbedingungen seiner Beschäftigten. Die Eisenbahnmonopole, die mit der Regierung Verträge über die privatisierten britischen Eisenbahnen abschließen, und das staatliche Eisenbahninfrastrukturunternehmen Network Rail nutzten ihre Abhängigkeit von staatlichen Rettungsmaßnahmen als Vorwand, um Arbeitsplätze, Arbeitsbedingungen und Löhne im gesamten Eisenbahnsektor zu verschlechtern.

Gleichzeitig machte die konservative Regierung klar, dass sie nach Jahren des Einfrierens der Löhne und Gehälter oder der Gewährung von 1 % Erhöhungen, für das Jahr 2022 im gesamten öffentlichen Sektor eine Lohnzurückhaltung verfügen würde. Dies betraf Beamte, Lehrer, Universitäten und das staatliche Gesundheitswesen NHS.3

Die Gewerkschaften bereiteten sich schon zu diesem Zeitpunkt auf den Widerstand vor, aber der eigentliche Auslöser für die Streikwelle war die eskalierende Inflation in Großbritannien im Laufe des Jahres 2022. Diese Inflation war ihrerseits auf das Streben der Monopole nach Gewinnmaximierung und Aktionärsdividenden zurückzuführen. Als sich die Volkswirtschaften von den aufeinanderfolgenden Störungen durch Covid und den Krieg in der Ukraine erholten, nutzten die transnationalen Öl-, Gas- und Logistikmonopole die steigende Nachfrage aus, um die Preise in die Höhe zu treiben und Höchstprofite zu erzielen. Die Ölkonzerne BP und Shell verzeichneten im vergangenen Jahr Rekordgewinne von 27 bzw. 39 Milliarden Pfund, doppelt so viel wie im Vorjahr.4 Parasitäre Energieversorgungsunternehmen und Finanzspekulanten, die auf die starken Bewegungen der Rohstoffpreise setzten, machten ebenfalls Gewinne, während die Kosten dieser steigenden Preise auf andere Unternehmen abgewälzt wurden. Diese versuchten, sie von den Verbrauchern durch Preiserhöhungen und von den Arbeitern durch Lohnkürzungen wieder hereinzuholen.

Die Inflation stieg bis Dezember auf 13,4 %, gemessen am Einzelhandelspreisindex, und verharrt seitdem in dieser Größenordnung. Die Preisinflation schadet den Gehältern der Arbeiter, aber sie schadet auch den Vermögenswerten des Finanzkapitals, indem sie das Geld entwertet, so dass es nicht lange dauerte, bis die Zentralbanken, die das Finanzkapital im Staatsapparat vertreten, die Zinssätze erhöhten. Im Februar 2022 rief der Gouverneur der Bank of England, Andrew Bailey, Unternehmer und Gewerkschaften dazu auf, bei Lohnverhandlungen »Zurückhaltung zu üben«.5 Gleichzeitig hob die Bank die Zinssätze kontinuierlich an, um die Nachfrage in der Wirtschaft durch die Schaffung von mehr Arbeitslosigkeit zu dämpfen, die Verhandlungsmacht der Arbeiter zu schwächen und die Erwartungen auf Lohnerhöhungen zu bremsen. Zinserhöhungen mögen nicht viel zur Bekämpfung der Inflation beitragen, deren Wurzeln tief in der kapitalistischen Wirtschaft liegen, aber sie sind gut für die Unternehmensgewinne, gut für die Finanzkapitalisten und sehr schlecht für die Arbeiter, die in den Netzen von Krediten und Schulden gefangen sind.

Diese konjunkturellen Entwicklungen waren natürlich in der Entwicklung der globalen kapitalistischen Wirtschaft begründet, aber sie spiegeln auch strukturelle Schwächen der britischen Wirtschaft wider und reflektieren auf diese zurück. Die industrielle Basis Großbritanniens wurde in den 1980er und 1990er Jahren ausgelöscht. Jahrzehntelange Unterinvestitionen führten dazu, dass britische Unternehmen nicht in der Lage waren, dem Wettbewerb mit europäischen Monopolen standzuhalten. Unter den 100 größten Unternehmen, die an der Londoner Börse notiert sind, befinden sich keine Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes mehr. Stattdessen werden sie von den vier großen Retail-Banken, großen Einzelhändlern und Supermärkten wie M&S6, Tesco und Sainsbury’s, Versorgungsunternehmen wie British Telecommunication (BT), Energiedienstleistern wie SSE7 und Centrica8 sowie Outsourcing-Unternehmen wie Capita und Serco dominiert. Britische Unternehmen sind besonders »finanzialisiert« – dominiert von finanzialisierten, oft multinationalen Monopolen, die jeden Tropfen Profit aus ihren Lieferketten herauspressen, damit die Dividenden an die Investmentbanken und Private-Equity-Fonds weiter fließen, die ihre Aktien und Anleihen besitzen. Dies ist auch der Grund für die relativ schwache Produktivität in den britischen Unternehmen und trägt dazu bei, die anhaltende Lohnstagnation in Großbritannien seit dem Finanzcrash zu erklären.9 Die ungewöhnlich hohe Inflation in Großbritannien spiegelt auch seine Abhängigkeit von Importen und das Missverhältnis zwischen der Kreditausweitung in der Wirtschaft und der geringen tatsächlichen Akkumulation wider.

Das Ergebnis dieser Entwicklungen ist ein starker Rückgang des Lebensstandards in Großbritannien, der laut TUC10 der längste und tiefste seit den 1950er Jahren ist. Die Auswirkungen auf junge Menschen waren besonders akut: 52 % der jungen Menschen sind in schlecht bezahlten und prekären Arbeitsverhältnissen beschäftigt. Dies hat dazu geführt, dass die Arbeiter in großer Zahl in die gewerkschaftlichen Kämpfe eingetreten sind. In immer neuen Wellen haben die Arbeiter die Gewerkschaften dazu gedrängt, Forderungen nach einem Ausgleich der Lebenshaltungskosten zu stellen und Kampagnen zu führen, um Arbeitsplätze und hart erkämpfte Arbeitsbedingungen zu erhalten.

Es begann damit, dass die allgemeinen Gewerkschaften Unite11 und GMB12 Anfang 2021 versuchten, die Praxis des »fire and rehire« zu stoppen, und es eskalierte 2022, als die Industriegewerkschaften RMT13 und CWU14 Lohnforderungen durchsetzten, um ihre Mitglieder vor Angriffen auf Arbeitsplätze und Arbeitsbedingungen zu schützen. Im Sommer 2022 streikten die Beschäftigten bei der Bahn, der Post, der Telekommunikation und in den Docks, was in Verbindung mit der Unnachgiebigkeit der Unternehmer dazu führte, dass die Auseinandersetzungen so lange andauerten, bis sich andere Gewerkschaften anschlossen. Im Herbst 2022 schlossen sich die UCU15 im Hochschulsektor, die PCS16 im öffentlichen Dienst und das Royal College of Nursing in einer historischen Abstimmung einem Streik an. Die von Unite, GMB und UNISON17 organisierten Rettungsdienstmitarbeiter und Sanitäter stimmten im November 2022 für einen Streik, und im Januar 2023 gewann die Nationale Bildungsgewerkschaft, in der die Lehrer organisiert sind, eine wichtige Urabstimmung, bei der sich die Lehrer massiv für einen Streik aussprachen. Diese Urabstimmungen wurden trotz der strengen Gesetze, die die Gewerkschaften reglementieren, gewonnen, zum Teil als Folge der Erfahrungen, die bei der Organisation von Abstimmungskampagnen zur Überwindung der Wahlhürden gesammelt wurden, aber auch einfach, weil die Arbeiter keine andere Möglichkeit sahen, ihre Wut über das, was ihnen widerfährt, zum Ausdruck zu bringen.

Die zunehmende Streikwelle führte zu einer gewissen Koordinierung zwischen den Gewerkschaften, was zu einer Reihe von Tagen mit allgemeinen Streiks führte, an denen Beschäftigte aus mehreren Sektoren am selben Tag in den Ausstand traten. Am 1. Februar 2023 streikten Beamte, Eisenbahner, Universitätsangestellte und Lehrer am selben Tag, und am 15. März traten neben Universitäts- und Schulangestellten auch Beamte, Ärzte in der Ausbildung beim NHS, Beschäftigte der Londoner U-Bahn und Amazon-Beschäftigte in Coventry in den Ausstand.

Während der gesamten Streikwelle gab es eine Reihe großer Mobilisierungen von streikenden Arbeitern, linken Organisationen und anderen Werktätigen in London und im ganzen Land. Am 18. Juni 2022 veranstaltete der TUC in London eine Großdemonstration unter dem Motto »We Demand Better« (Wir fordern Besseres), an der etwa 50.000 Menschen teilnahmen, während zur Streikkundgebung am 1. Februar 2023 rund 40.000 Menschen mobilisiert wurden und am 15. März eine weitere Mobilisierung von rund 50.000 Menschen stattfand. Während des gesamten Herbstes 2022 wurden von linken Kampagnengruppen wie der People’s Assembly in London und der »Enough is Enough« (Genug ist genug)-Kampagne in Städten im ganzen Land Demonstrationen zur Unterstützung der Streiks und zur Mobilisierung der breiten Arbeiterklasse gegen die Lebenshaltungskostenkrise organisiert.

Die Reaktion der herrschenden Klasse fiel unterschiedlich aus. Einige Logistik- und Transportunternehmen des privaten Sektors, in denen die Gewerkschaften über Mitglieder in strategischen Bereichen verfügen, haben von der »hire and fire«-Politik Abstand genommen oder bedeutenden Lohnabschlüssen zugestimmt, vor allem mit Unite und GMB. In anderen Unternehmen, in denen die strukturelle Macht der organisierten Arbeiterschaft schwächer ist, waren die Beschäftigten massiven Angriffen der Unternehmensleitungen ausgesetzt, die entschlossen waren, ihre Gewerkschaften zu zerschlagen, wie etwa GMB bei British Gas und CWU bei der Royal Mail. Die Eisenbahnunternehmen haben sich in einem langwierigen Konflikt gegen anhaltende Aktionen der RMT gewehrt, wohl wissend, dass sie von einer Regierung finanziert werden, die bereit ist, ihre Verluste zu bezahlen, um Personalveränderungen durchzusetzen, um eine militante Gewerkschaft zu besiegen und eine Wiederverstaatlichung der Eisenbahn zu vermeiden.

Im öffentlichen Sektor vertrat die Tory-Regierung zunächst den Standpunkt, dass sie sich jeder Einigung widersetzen würde, die ihre Lohnpolitik im öffentlichen Sektor in den Bereichen Gesundheit, Bildung und öffentlicher Dienst beeinträchtigen würde. Dabei hat sie sich eng an die von der Bank of England vertretene Politik der City of London gehalten.

In der Zwischenzeit hat die Regierung die staatliche Unterdrückung der Gewerkschaften und der Tarifverhandlungen mit einem »Strikes (Minimum Service Levels) Bill« (Gesetz über Streiks [Mindestdienstniveau]) verschärft. Dieses neue Gesetz ist die jüngste Etappe auf dem Weg zur völligen Abschaffung der Tarifverhandlungen in Großbritannien und zielt darauf ab, das Streikrecht für Beschäftigte in sechs Sektoren (Gesundheit, Feuerwehr und Rettungsdienste, Bildung, Verkehr, Stilllegung von Kernkraftwerken und Grenzschutz) abzuschaffen, die gezwungen sein werden, ihre eigenen Streikposten zu durchbrechen, um während eines rechtmäßigen Streiks »Mindestdienstleistungen« zu erbringen. Die Unnachgiebigkeit der Regierung im Dezember erwies sich jedoch als weithin unpopulär, da Umfragen ergaben, dass die Mehrheit der Menschen der Regierung die Schuld an den Streiks, z. B. im NHS, gab. Im Januar änderte die Regierung ihre Haltung und nahm Gespräche mit den Gewerkschaften auf, wobei sie darauf setzte, dass die Führungen der Gewerkschaften von Niedriglohnempfängern, von denen viele noch nie zuvor gestreikt hatten, sich vor den Auswirkungen eines langwierigen Konflikts hüten würden. Zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Berichts stimmen die Mitglieder der NHS-Gewerkschaft über ein neues Lohnangebot ab, ebenso wie die Lehrer an den Schulen, während die Gespräche über das Eisenbahnnetz fortgesetzt werden. Andere Auseinandersetzungen dauern an, aber die Streikwelle hat vorerst ihren Höhepunkt erreicht.

Was ist das Vermächtnis der Streikwelle? Die von den Gewerkschaften erzielten Lohnangebote waren bescheiden, wenn auch nicht unbedeutend. Im öffentlichen Sektor lagen sie bei weitem nicht in der Nähe der Inflation, aber sie werden für viele Beschäftigte angesichts der eskalierenden Lebenshaltungskostenkrise einen Unterschied gemacht haben. In der Privatwirtschaft, wo die Gewerkschaften in den Bereichen Verkehr und Logistik sowie in einigen kommunalen Diensten wie der Müllabfuhr stark sind, haben die Gewerkschaften beeindruckendere Abschlüsse erzielt. In anderen Bereichen haben sie sich schwer getan. Das wichtigste Vermächtnis wird sein, inwieweit die Streikwelle zu einer besser organisierten, klassenbewussten Gewerkschaftsbewegung führt, und hier gibt es Anzeichen für eine gewisse Vorwärtsbewegung.

Während der gesamten Streikwelle haben die Vorstände der RMT und in geringerem Maße der CWU in ihren Auseinandersetzungen die Sprache des Klassenkampfes mobilisiert. Als die Lebenshaltungskostenkrise eskalierte und immer mehr Arbeiter in den Kampf hineingezogen wurden, wurde diese Mobilisierung der Sprache des Klassenkampfes auf eine Reihe großer Massendemonstrationen und Kundgebungen projiziert, wobei diese Reden durch ihre Verbreitung in den sozialen Medien ein zweites Leben erhielten. Am 18. Juni 2022 erklärte RMT-Generalsekretär Mick Lynch auf der vom TUC organisierten Demonstration »We Demand Better« in London vor der Menge: »Wir befinden uns im Streik in einem Klassenkampf. Wenn eure Bedingungen angegriffen werden, wenn eure Löhne angegriffen werden, wenn euch eure Arbeitsplätze weggenommen werden, dann befindet ihr euch in einem Klassenkampf.«

Am 1. Februar 2023 sprach Lynch auf der Massenstreikkundgebung in London und erklärte der Menge, sie sei Teil einer wiedergeborenen, aktiven, kämpfenden Klassenbewegung: »Jeder Arbeiter braucht eine Lohnerhöhung, jeder Arbeiter braucht einen fairen Deal. Wir werden uns nicht spalten lassen. Wir sind die Arbeiterklasse, und wir sind wieder da.«

Da die Unternehmens- und Staatsmedien die wachsende Streikwelle nicht ignorieren konnten, gelang es diesen Gewerkschaftsführungen auch, die Sprache des Klassenkampfes in die Plattformen der Massenmedien zu tragen. Am 14. Juli 2022 trat Eddie Dempsey in einer beliebten Sendung zu aktuellen Themen auf und zitierte Untersuchungen der Gewerkschaft Unite über Monopolprofite, um auf den grundlegenden Klassenkampf in der Wirtschaft hinzuweisen: »Die FTSE 350 Top-Unternehmen in diesem Land – ihre Gewinne sind seit 2019 um 73 Prozent gestiegen. Wann werden wir fragen, ob sie gierig sind? Die Leute an der Spitze der Wirtschaft veranstalten eine Disco für sich und allen anderen wird gesagt, dass sie alles ausbaden und den Gürtel enger schnallen müssen. Da machen wir nicht mit. Es hat einen Wohlstandstransfer von der Arbeiterklasse zu den Spitzenleuten gegeben, und das kann so nicht weitergehen.«18

Die Videos dieser Reden und Interviews wurden in den sozialen Medien Hunderttausende Male angesehen. Dies ist von großer Bedeutung, weil die Sprache des Klassenkampfes jetzt in die Lebenshaltungskosten-Notlage hineingetrieben wird und die führenden Kräfte im Arbeitskampf die Notwendigkeit einer größeren Klassenorganisation über die unmittelbaren Auseinandersetzungen hinaus vorangetrieben haben. Darin ähneln sie der Kommunistischen Partei in Großbritannien. Die britischen Kommunisten haben sich weniger darauf konzentriert, der Streikbewegung spezifische Taktiken aufzudrängen, als vielmehr auf die Vertiefung des Klassenbewusstseins und die Aufdeckung der Klassenbasis der britischen Wirtschaft und der staatlichen Macht der Kapitalistenklasse hinzuarbeiten. Vielleicht ist es dieses wachsende Klassenbewusstsein, das die Regierung im neuen Jahr zu einem Kurswechsel veranlasst hat, aber die anhaltenden Versuche, das Streikrecht abzuschaffen, machen den Klassencharakter der Regierung deutlich sichtbar.

Das Entstehen eines gewissen Klassenbewusstseins innerhalb der Streikwelle stellt auch eine potenziell antagonistische Beziehung zu den Entwicklungen im politischen Zweig der Labour-Bewegung her. Eine solche Klassensprache und ein solches Klassenbewusstsein, sowie die Klassenmobilisierung, die sie untermauern, waren in dem politischen Phänomen, das Corbynism war, nicht entwickelt, obwohl es ein grundlegendes Klassenverständnis in der Opposition der Interessen der »Vielen und der Wenigen« gab. Die Rückeroberung der Labour-Partei durch den rechten Flügel unter Keir Starmer hat dazu geführt, dass sowohl den Gewerkschaftsführungen Reformen der gewerkschaftsfeindlichen Gesetze und ein »New Deal for Workers« (ein neues Angebot für Arbeiter) versprochen wurden als auch dem Großkapital und der City Versprechungen über die makroökonomische Politik der Labour-Partei und die Löhne im öffentlichen Sektor gemacht wurden. Diese Widersprüche werden offen zutage treten, wenn Labour nach 2025 eine Regierung bildet.

Übersetzung Jenny Farrell

Anmerkung: Im englischsprachigen Raum wird es als diskriminierend empfunden, rein weibliche Formen für Personen- und Berufsbezeichnungen zu benutzen. So wird auch für Frauen die Form »actor«, »artist«, »worker« usw. genutzt, was natürlich auch auf die Plurale zutrifft. Um dieser Position Rechnung zu tragen, wird auch in den Übersetzungen ins Deutsche der einfache (historisch geschlechterneutrale) Plural für Personen- und Berufsbezeichnungen verwendet.

2 Hafenbetreiber und Logistikfirma – DP = Dubai Ports, seit 2019 Eigentümer der unter dem Markennamen P&O Ferries bekannten Fährgesellschaft, die Fährverbindungen aus Großbritannien nach Irland sowie zum europäischen Kontinent betreibt.

6 Marks & Spencer, eines der größten Einzelhandelsunternehmen in Großbritannien.

7 SSE plc (früher Scottish and Southern Energy plc) ist ein multinationales Energieunternehmen mit Hauptsitz in Perth, Schottland.

8 Ein Unternehmen für Energiedienstleistungen und -lösungen.

9 Jonathan White, ›Where next for Britain’s labour movement?: Reflecting on issues arising from the 2019 election‹, Theory and Struggle, 121 (2020).

10 Trades Union Congress, ein Dachverband von Gewerkschaften in Großbritannien, der die Mehrheit der britischen Gewerkschaften vertritt.

11 Unite vertritt Arbeiter aus verschiedenen Branchen, darunter Luftfahrt, Automobilindustrie, Bauwesen, Chemie, Energie, Lebensmittel und Getränke, Gesundheitswesen, Logistik, Medien und Druck, öffentlicher Dienst, Einzelhandel, Tourismus und Transport.

12 Ursprünglich General Municipal Boilermakers, (Allgemeine kommunale Kesselbauer) jetzt einfach GMB.

13 National Union of Rail, Maritime and Transport Workers – Gewerkschaft der Eisenbahner, Schifffahrts- und Transportarbeiter.

14 Communication Workers Union – Gewerkschaft der Kommunikationsarbeiter.

15 University and College Union – Gewerkschaft der Universitäten und Hochschulen.

16 Public and Commercial Services Union – Gewerkschaft Öffentliche Dienste und Handel.

17 Größte Einzelgewerkschaft, vorwiegend Arbeiter im öffentlichen Dienst und im öffentlichen Gesundheitswesen.

Frankreich brennt: Millionen gegen Macrons Rentenpläne

Gary Wilson1/Fabien Roussel

Der 23. März war ein nationaler Aktionstag, ein Generalstreik, der von den Gewerkschaften in Frankreich organisiert wurde. Nach Schätzungen der Gewerkschaften gingen an diesem Tag rund 3,5 Millionen Menschen in mehr als 250 Orten in ganz Frankreich auf die Straße, berichtet Peoples Dispatch. Die Beschäftigten setzten die Arbeitsniederlegungen in kritischen Bereichen fort, darunter Energie, Verkehr, Eisenbahn, Seehäfen, Flughäfen, Industrie, Schulen, Hochschulen und Universitäten, kommunale Dienste einschließlich der Abfallentsorgung, und sperrten wichtige Straßen, Brücken und Kreisverkehre in Großstädten ab.

Am Tag zuvor, am 22. März, bekräftigte Präsident Emmanuel Macron im nationalen Fernsehen seine Entscheidung, die Rentenkürzungen ohne Abstimmung durch die Nationalversammlung zu bringen. Er berief sich dabei auf Artikel 49.3, der es der Regierung ermöglicht, ein Gesetz ohne Abstimmung im Parlament zu verabschieden. Macron setzte sich damit über den Widerstand von fast 80 % der Bevölkerung hinweg, die gegen die Rentenkürzungen sind. Nach Angaben der Gewerkschaften demonstrierten die Menschen in ganz Frankreich, von Marseille über Toulouse bis Lyon. In Paris waren es fast eine Million.

Zu den größten Demonstrationen seit Jahren gehörten Tausende von Straßenaktionen, bei denen rund um Paris über tausend Feuer gelegt und Hunderte von Menschen festgenommen wurden. In den Städten Bordeaux und Lyon kam es zu starken Spannungen … »Es könnte zu härteren, ernsthafteren und weiterreichenden Maßnahmen kommen«, warnte Fabrice Coudour, der führende Vertreter des Energiesektors im Allgemeinen Gewerkschaftsbund (CGT). Die CGT ist der größte Gewerkschaftsverband Frankreichs und historisch mit der Kommunistischen Partei Frankreichs (PCF) verbunden.

Die CGT hat angekündigt, dass sie die Schließung der Raffinerie des Energieriesen TotalEnergies in der Normandie im Nordwesten Frankreichs erzwingen wird. Auch die Streikposten beim Stromversorger Electricite de France würden ausgeweitet, erklärte die CGT. Und am frühen Freitag blockierten CGT-Aktivisten die belebte Pariser Ringstraße, den Boulevard Peripherique ….

Der nationale Sekretär der Kommunistischen Partei Frankreichs, Fabien Roussel, sagte: »Wir befinden uns in einer außergewöhnlichen sozialen, wirtschaftlichen und demokratischen Krise. Diese Bewegung ist historisch.« Roussel rief dazu auf, eine Einheit zwischen der Linken und den Gewerkschaftsorganisationen zu schaffen, »um Hand in Hand zu arbeiten«.

Macron: Rüstung statt Rente

Der Klassenkampf, der in Frankreich tobt, ist eng mit dem Stellvertreterkrieg der USA und der NATO in der Ukraine gegen Russland verbunden. Bevor er die Rentenkürzungen per Diktat durchsetzte, erklärte Macron vor dem Ministerrat, dass die Kürzungen als Reaktion auf die sich verschärfende kapitalistische Finanzkrise, einschließlich der Befürchtung von Zusammenbrüchen europäischer Banken, sowie auf Frankreichs in die Höhe schießendes Militärbudget (sic!) notwendig seien.

Im Januar hatte Macron eine Aufstockung des Militärhaushalts um 445 Milliarden Dollar angekündigt, einschließlich einer erweiterten Beteiligung am Krieg der USA und der NATO gegen Russland.

Unter Macron ist Frankreich nach den USA zum zweitgrößten Waffenexporteur der Welt geworden. Die Rentenkürzungen werden dazu beitragen, die französische Militärproduktion zu steigern.2

Der Kampf geht weiter. Eine neue Mehrheit schaffen!3

Seit die französische Regierung die Rentenreform unter Anwendung des Artikels 49.3 ohne Abstimmung in der Nationalversammlung durchsetzte, verschärfen sich die Auseinandersetzungen. Zwei Misstrauensanträge gegen die Regierung scheiterten, der Misstrauensantrag der linken Opposition an lediglich neun Stimmen. Für den 28.3. hatten die Gewerkschaften erneut zu Streiks und Kundgebungen aufgerufen. Es war der zehnte Tag in Folge. Millionen streikten und waren auf der Straße, der französische Gewerkschaftsbund »Confédération générale du travail« (CGT) sprach am 23.3., dem Tag eines Generalstreiks, allein in Paris von rund 800.000.

Auf der anderen Seite nimmt die Repression zu. Polizisten prügeln mit Schlagstöcken auf Demonstrierende ein, schießen mit Tränengasgranaten und Gummigeschossen in die Menge. Mit dem Einsatz von Waffen, die irreparable Verstümmelungen verursachen, wird eine weitere Stufe der Gewalt erreicht. Der Europarat äußert seine Besorgnis über das Vorgehen der französischen Polizei. Dunja Mijatović, Menschenrechtskommissarin des Europarates, nannte die Bedingungen, unter denen die Meinungs- und Versammlungsfreiheit im Rahmen der sozialen Mobilisierung gegen die Rentenreform ausgeübt wird, in einer am 24.3. veröffentlichten Stellungnahme »besorgniserregend«. »Sporadische Gewaltakte« einiger Demonstranten während der Proteste würden die »übermäßige Anwendung von Gewalt durch Beamte« nicht legitimieren. Auch »Amnesty International« und »Reporter ohne Grenzen« beklagen die Polizeigewalt gegen Demonstrant:innen und Journalist:innen.

Fabien Roussel, Nationalsekretär der Französischen Kommunistischen Partei PCF, ruft auf, »eine neue politische Mehrheit« zu schaffen. »Durch Demonstrationen, Streiks und parlamentarische Kämpfe haben wir gemeinsam eine starke, beispielhafte Bewegung aufgebaut. Angesichts der Macht einer kleinen Minderheit im Lande rufe ich dazu auf, eine Alternative des Fortschritts aufzubauen, die alle Kräfte der Linken vereint, mit den Gewerkschaften zusammenarbeitet und die eine gesellschaftliche Demokratie unterstützt. Lasst uns einen Pakt für den sozialen und demokratischen Aufschwung Frankreichs schließen, mit Blick auf eine linke und ökologische Mehrheit und eine Regierung, die mit den Gewerkschaften zusammenarbeitet.«

Hier der Wortlaut seiner Erklärung vom 22. März 2023:

»Nur neun Stimmen fehlten für die Annahme des Misstrauensantrages. Was für eine Katastrophe für die Regierung! Diese Reform bleibt illegitim.

Der Kampf geht weiter, denn es gibt immer noch eine fortschrittliche Mehrheit in unserem Land gegen diese Reform. Seit der Anwendung des Artikels 49.3 ist der Aufstand nur noch größer geworden.

Die Generalstreiks, die weitergehen und sich über viele Sektoren erstrecken, beginnen die Wirtschaftstätigkeit zu beeinträchtigen. Angesichts des Chaos, das der Präsident der Republik und seine Regierung angerichtet haben, müssen wir mit unserer Einheit und unserer Entschlossenheit reagieren, um die Rücknahme dieser Reform zu erreichen, und zwar unter Achtung der Demokratie. Angesichts der Präsidialmonarchie, die unser Land spaltet, angesichts der drohenden Auflösung der Nationalversammlung fordere ich zuallererst die Rücknahme dieser Rentenreform, die derzeit von unseren Mitbürgern als wichtigste Forderung erhoben wird.

Wir werden alle uns zur Verfügung stehenden Mittel einsetzen, um sie zu verhindern: Anrufung des Verfassungsrates, gemeinsame Initiative für ein Referendum, um unseren Bürgerinnen und Bürgern die Mittel zurückzugeben, die Rücknahme des Regierungsprojekts zu erzwingen, Mobilisierungen für den Aufruf der Gewerkschaften.

Wir können im Kampf gegen die Rentenreform erfolgreich sein! Hier steht die Zukunft des Landes auf dem Spiel. Das Lager der Linken, des Fortschritts und der sozialen Gerechtigkeit geht gestärkt aus diesem Kampf hervor.

Die Gewerkschaften haben sich seit dem 19. Januar, dem Datum der ersten Demonstration, vorbildlich verhalten. Sie haben eine Vielzahl von Alternativvorschlägen zur Erhöhung des Renteneintrittsalters unterbreitet, sie haben sich kontinuierlich an die Regierung und den Präsidenten der Republik gewandt, sie haben massive, außergewöhnliche, friedliche und entschlossene Demonstrationen organisiert.

Die linken und ökologischen politischen Kräfte, PCF, PS, LFI, EELV, GénérationS, GRS, mit ihren Abgeordneten in den sieben Fraktionen des Senats und der Nationalversammlung, haben durch ihre Mobilisierung mit zahlreichen gemeinsamen Änderungsanträgen gezeigt, dass eine fortschrittliche Rentenreform möglich ist, sie haben sich zusammengeschlossen, um die Reform der Regierung abzulehnen, sie haben in gemeinsamen Sitzungen mobilisiert. Sie arbeiteten in ständiger Verbindung mit den Gewerkschaften und hielten sich so eng wie möglich an deren Erwartungen.

Durch Demonstrationen, Streiks und parlamentarische Kämpfe haben wir gemeinsam eine starke, beispielhafte Bewegung aufgebaut. Angesichts der Macht einer kleinen Minderheit im Lande rufe ich dazu auf, eine Alternative des Fortschritts aufzubauen, die alle Kräfte der Linken vereint, mit den Gewerkschaften zusammenarbeitet und die eine gesellschaftliche Demokratie unterstützt.

Lasst uns einen Pakt für den sozialen und demokratischen Aufschwung Frankreichs schließen, mit Blick auf eine linke und ökologische Mehrheit und eine Regierung, die mit den Gewerkschaften zusammenarbeitet.

Im Gegensatz zu dem, was wir allzu oft hören, verliert die extreme Rechte an Boden. Was hat diese extreme Rechte in der Tat getan? Nichts oder nur sehr wenig. Nichts an Mobilisierungen, nichts im Parlament, nichts an Vorschlägen außer einer katastrophalen Senkung der Sozialversicherungsbeiträge bei den Löhnen, wodurch unserer Sozialversicherung jegliche Finanzierung entzogen wird. Sie weigert sich, den gesetzlichen Mindestlohn Smic zu erhöhen, die umfassende Vermögenssteuer ISF wiederherzustellen und hört nicht auf, unser Sozialmodell und die Gewerkschaften anzugreifen, ebenso wie unsere im Ausland geborenen Landsleute, die sie zu Sündenböcken macht.

Das Lager des Fortschritts und der sozialen Gerechtigkeit trägt eine historische Verantwortung. Linke und gewerkschaftliche Kräfte, respektiert die Rolle des anderen und unsere Unterschiede, die Zukunft ist jetzt auf unserer Seite!«

1 Ursprünglich veröffentlicht: Struggle-La Lucha am 26. März 2023 von Gary Wilson zitiert nach https://mronline.org/2023/03/29/france-burns-as-millions-protest-to-defend-pensions/

2 Hier endet der Beitrag von Gary Wilson.

3 Quelle: Kommunisten.de.

»Eure Profite sind unsere Toten«

Interview mit Minoas Andriotis

Auch Wochen nach dem schweren Zugunglück mit 57 Toten – Pendlern, Studierenden, Reisenden – hielten die Proteste in Griechenland an. Ein Generalstreik brachte den Verkehr des Landes weitgehend zum Erliegen, es fuhren keine Fähren zu den Inseln, alle Flüge fielen aus und der öffentliche Nahverkehr stellte den Betrieb ein. Kliniken arbeiteten nur in Notbesetzung, der Unterricht in Schulen fiel aus.

Parallel protestierten Zehntausende Menschen und forderten eine Aufklärung des Zugunfalls. Viele Gewerkschaften, von Anwälten bis zu den Lieferfahrern, schlossen sich den Demos an. Die größten Proteste fanden in Thessaloniki und Athen statt. In der Hauptstadt skandierten Tausende vor dem Hauptsitz des Bahnunternehmens: »Dieses Verbrechen wird nicht vergessen«.

Marx21 veröffentlichte wenige Tage vor dem Generalstreik dazu folgendes Interview mit Minos Andriotis.

Wieso löste der Zugunfall solche Proteste aus?

Minoas Andriotis: Am Tag nach dem Unfall sagte der konservative Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis, dass der Grund für die Tragödie »hauptsächlich ein menschlicher Fehler« gewesen sei. Damit meinte er den Fehler des Bahn-Beschäftigten, der dafür verantwortlich gewesen war, zu koordinieren, welcher Zug auf welchem Gleis fährt. Es stimmt, dass dem Bahn-Beschäftigten ein Fehler unterlaufen ist, aber Mitsotakis’ Aussage war für viele wie ein Schlag ins Gesicht.

Denn wie kann es sein, dass so viele Menschenleben davon abhängen, ob ein einzelner Beschäftigter bei der Bahn fehlerfrei arbeitet? Es kann passieren, dass der Kollege übermüdet oder für einen Moment unkonzentriert war. Für solche Fälle sollte es dennoch genug Personal geben, sodass die Kolleg:innen sich gegenseitig unterstützen können. Darüber hinaus sollte es IT- und Telekommunikations-Systeme geben, die eine mehrfache Absicherung ermöglichen.

Die Bahn in Griechenland hat aber weder genügend Personal, noch laufen die notwendigen IT- und Telekommunikations-Systeme. Im Fall des jüngsten Unfalls gab es für den Streckenabschnitt sogar vor einigen Jahren noch entsprechende Systeme – sie wurden aber abgestellt, um Kosten zu sparen.

Allgemein sind in Griechenland weite Bereiche der Infrastruktur und der Grundversorgung durch Privatisierung und Sparpolitik in den Jahren der Krise stark heruntergewirtschaftet worden. Dies geschah vor allem auf Betreiben des deutschen Staates, der EU und der Troika aus EU-Kommission, Europäischer Zentralbank und Internationalem Währungsfonds. Die Regierung SYRIZA-ANEL hat den Bahnverkehr im Jahr 2017 in diesem Rahmen für nur 45 Millionen Euro an die staatliche Bahngesellschaft Italiens verkauft und damit effektiv privatisiert.

Der gefährliche Zustand der Bahn in Griechenland war bekannt. Bahn-Gewerkschafter:innen hatten sich mit ihrer Kritik deshalb auch vielfach an die Unternehmensführung und die Regierung gewendet – zuletzt am 7. Februar 2023. Die Kolleg:innen haben aus diesem Grund sogar mehrmals gestreikt. Auch im Parlament wurde der Zustand der Bahn zum Thema gemacht – vor allem von der Kommunistischen Partei Griechenlands (KKE). Als die Sicherheit des Bahnverkehrs acht Tage vor dem Unfall im Parlament diskutiert wurde, bezeichnete der Minister für Infrastruktur und Verkehr es aufgebracht als eine »Schande«, dass diese Sicherheitsfragen überhaupt aufgeworfen wurden.

Der Unfall war also offensichtlich kein Unglück, sondern nur eine Frage der Zeit. Deshalb ist die Wut so groß. Viele sprechen von einem »Verbrechen«, einem »staatlichen Mord«. Die Wut hat sich noch dadurch gesteigert, dass die Regierung die politische Verantwortung von sich gewiesen hat und dass große Medien zu unkritisch berichtet haben – mal wieder.

Wann kam es zu den ersten Protesten?

Direkt am Tag nach dem Unfall gab es Kundgebungen in Trauer um die Opfer – unter anderem vor der Zentrale von Hellenic Train, dem ehemals öffentlichen Bahnverkehrsunternehmen. Schon da konnte man Banner sehen, auf denen stand: »Eure Gewinne sind unsere Toten!«

Außerdem sind die Bahn-Beschäftigten in Reaktion auf den Unfall für mehrere Tage in den Streik getreten. Sie kritisieren, dass die Regierungen jahrelang nichts gegen den gefährlichen Zustand gemacht haben, obwohl die Gewerkschaften ihn immer wieder zum Thema gemacht haben.

Wie ging es dann weiter?

Auch in den Folgetagen sind täglich Tausende auf die Straßen gegangen – und es wurden immer mehr. In vielen Städten waren die Demonstrationen die größten der letzten Jahre, teilweise sogar der letzten Jahrzehnte. Die Polizei ging an einigen Orten und vor allem in Athen mit Gewalt gegen friedliche Proteste vor. Sie feuerte Tränengas und Blendgranaten in die Menge und versuchte, die Versammlungen zu zerstreuen.

Da unter den 57 Opfern des Unfalls viele junge Menschen waren, geht die Tragödie der Jugend besonders nahe. Deshalb gab es innerhalb weniger Tage nach dem Unfall auch Schulstreiks und in einer Reihe von Städten wurden Universitäts-Gebäude und Schulen besetzt.

Linke Organisationen beteiligen sich natürlich an den Protesten und Aktionen, aber der Antrieb kommt in erster Linie aus der Bevölkerung selbst. Es beteiligen sich auch viele Menschen, die sich vorher nicht groß mit Politik beschäftigt haben oder die bisher kaum auf einer Demonstrationen gewesen sind. Aber sie wollen es einfach nicht mehr hinnehmen, dass Menschenleben für Profit aufs Spiel gesetzt werden. Eine viel gerufene Parole dieser Tage lautet: »Ihr sprecht über Gewinn und Verlust – wir sprechen über Menschenleben.«

Die Dynamik hat sich so weit gesteigert, dass Gewerkschaften für den 8. März zum landesweiten Streik aufgerufen haben. Es gibt in Griechenland zwei Gewerkschafts-Dachverbände – einen für den öffentlichen Sektor (ADEDY) und einen für den privaten Sektor (GSEE). Aufgerufen hat für den 8. März die ADEDY, die GSEE nicht. Trotzdem haben aus dem privaten Sektor aber eine Reihe von Branchengewerkschaften und lokale Gewerkschafts-Gliederungen zum Streik aufgerufen.

Das Ergebnis war die größte Streik-Demonstration seit den Jahren der Krise. Allein in Athen haben sich über 40.000 Menschen beteiligt, aber auch in Thessaloniki und Patras seien mehr als 10.000 auf der Straße gewesen. An vielen Orten wurden die Demonstrationen zum internationalen feministischen Kampftag, dem 8. März, mit dem politischen Streik zusammengeführt.

Auch nach dem großen Streik gingen die Massenproteste weiter. Für den 16. März haben nun beide Gewerkschafts-Dachverbände zum Generalstreik aufgerufen. In 70 Städten sind Streik-Demonstrationen bzw. -Kundgebungen angemeldet. Selbst wenn nicht-kämpferische Teile der Gewerkschaftsbewegung keinen politischen Streik wollen – bei der Wut, die breite Teile der Bevölkerung verspüren, und bei der Stärke der Proteste – kommen sie jetzt nicht mehr daran vorbei.

In Griechenland zahlen Gewerkschaften den Streikenden übrigens kein Streikgeld, wie das in Deutschland der Fall ist. Jeder Tag Streik bedeutet also einen Tag ohne Lohn. Das zeigt nochmal die Entschlossenheit der Kolleg:innen.

Was sind die Inhalte der Proteste? Was sind die Forderungen der Teilnehmenden?

Zentraler Antrieb der Proteste ist meiner Einschätzung nach für viele Menschen erst einmal die Wut. Die Wut darüber, dass die öffentliche Infrastruktur des Landes in den letzten 15 Jahren an vielen Stellen kaputtgespart wurde. Dabei wird nicht nur die aktuelle Regierung der rechten Nea Dimokratia als verantwortlich gesehen, sondern auch ihre Vorgängerregierungen, die Privatisierung und Sparpolitik umgesetzt haben.

Auch SYRIZA steht aktuell nicht gut da. Die Oppositionspartei versteht sich zwar als links, hat aber von 2015 bis 2019 an der Regierung eine ähnliche Politik verfolgt wie die anderen Regierungsparteien vor ihr – und schließlich hat sie den Bahnverkehr 2017 effektiv privatisiert. Auch hier drückt eine Parole der Proteste treffend aus, was viele Menschen denken: »SYRIZA, PASOK, Nea Dimokratia – dieses Verbrechen hat eine Geschichte.«

Die Protestierenden fordern dementsprechend auch, dass die Vorgeschichte des Unfalls aufgearbeitet wird und dass die Verantwortlichkeiten bei der Bahn und in der Politik benannt werden. Die ADEDY fordert auf ihrem Plakat für den Generalstreik, »dass die Schuldigen bezahlen – wie ›hoch‹ sie auch stehen.«

Die allgemeine Forderung in Bezug auf die Bahn ist, dass sie ein sicheres Verkehrsmittel wird. Die IT- und Telekommunikations-Systeme sollen in Betrieb genommen werden, Sicherheitsstandards sollen eingehalten werden. Außerdem sollen Bus und Bahn als lebenswichtige Infrastruktur günstig sein. Viele kritisieren auch grundlegender die Privatisierungs-Politik, fordern den Stopp jeglicher Privatisierungen und die Rückführung der Bahn in die öffentliche Hand.

Bei den Protesten geht es aber bei Weitem nicht nur um die Bahn. Es geht grundlegend um die Frage, wie Infrastruktur organisiert sein soll und nach welcher Logik die Politik sich richten soll. Denn für die Protestierenden ist der Zugunfall Ausdruck allgemeiner gesellschaftlicher, politischer und wirtschaftlicher Probleme. Der Satz »Unsere Leben stehen über ihren Profiten!« steht sogar auf dem Generalstreik-Plakat der ADEDY.

Welche Perspektive siehst du für die Bewegung, dass ihre Forderungen umgesetzt werden?

Die Protestbewegung hat bereits erreicht, dass die Regierung und regierungsnahe Medien zurückrudern mussten. Die Geschichte vom individuellen »menschlichen Fehler« war bei dem starken Gegenwind nicht haltbar. Mehrmals mussten sich Politiker:innen und Journalist:innen aufgrund des öffentlichen Drucks für unangemessene Aussagen entschuldigen. In den Medien wird jetzt außerdem vermehrt über die politischen Ursachen des Unfalls gesprochen. Die Kritik an Privatisierungen kommt dort allerdings nur von Linken …

Die sozialistische Linke sollte sich darauf konzentrieren, die Kraft der aktuellen Proteste in dauerhafte Bahnen zu lenken. Denn auch wenn die Regierungsfrage nicht ohne Bedeutung ist – sie wird die Probleme, um die es aktuell geht, nicht lösen. Die Forderung »Leben über Profite« weist über den Kapitalismus hinaus. Der Kampf gegen den Kapitalismus findet nicht im Parlament statt, sondern in den Betrieben, den Stadtteilen, den Schulen, den Universitäten und auf der Straße.

Quelle: https://www.marx21.de/zugunfall-in-griechenland/

Minoas Andriotis ist ehrenamtlich aktiv in der Gewerkschaft ver.di

Die israelische Protestbewegung gegen die Regierung Netanjahu

Razi Nabulse

In Israel finden seit mehreren Wochen Massendemonstrationen statt gegen die Pläne der Regierung Netanjahu, die Rechte des Obersten Gerichts zugunsten der Regierung einzuschränken. Bis zu 100.000 Menschen gehen bei diesen landesweiten Protesten auf die Straßen. Die Proteste haben es sogar in die bürgerlichen Medien unseres Landes geschafft, die – teils irritiert, teils mit Zustimmung – über diese gesellschaftliche Bewegung berichten. Auf der Website des Instituts für Palästinastudien hat Razi Nabulse am 27. März 2023 eine Analyse der Protestbewegung vorgelegt, die wir übersetzt in Auszügen veröffentlichen.

Die Proteste werden auf 100.000 Menschen geschätzt, Politiker springen in der Knesset über Tische, und der ehemalige Generalstabschef der Armee, Yair Golan, ruft zum »zivilen Ungehorsam« auf. Ende März entließ Netanjahu den Verteidigungsminister Yoav Gallant, nachdem dieser sich gegen die Justizreformen ausgesprochen hatte, und wütende Demonstranten gingen in Tel Aviv und anderen Städten auf die Straße und legten Autobahnen lahm. Die Armee befindet sich in einer eigenen Krise, seit sich die Reservisten, insbesondere die der Luftwaffe, den Protesten angeschlossen haben. Als wäre das nicht genug, werden aus Angst vor den Auswirkungen der Justizreformen auf die israelische Wirtschaft und den Wert des israelischen Schekels große Geldsummen von israelischen Banken abgezogen.

Die israelische Regierung versucht, sich durch zwei zentrale Gesetze absolute Macht zu verschaffen. Das erste Gesetz zielt darauf ab, die Kontrolle über den israelischen Richterwahlausschuss zu erlangen und damit Richter zu ernennen, deren Loyalität eher bei bestimmten Politikern als beim Gesetz liegt; und das zweite Gesetz ist die »Aufhebungsklausel«, die es der Knesset ermöglichen würde, jede Entscheidung des israelischen Obersten Gerichtshofs aufzuheben, wenn sie von einer Mehrheit von 61 Knesset-Mitgliedern angenommen wird. Mit anderen Worten: Die Regierung würde die vollständige Kontrolle über den Staat übernehmen, ohne dass es eine Kontrolle gäbe, und sie würde faktisch die alleinige Regierungsgewalt im Lande übernehmen, da sie aufgrund ihrer Mehrheit im Parlament auch die Knesset kontrolliert.

Es handelt sich nicht nur um eine Regierungskrise, sondern um eine viel tiefgreifendere Krise, die die Frage aufwirft, was der Staat überhaupt ist. Es ist keine neue Erkenntnis, dass »Demokratie« nie eine ehrliche Beschreibung eines Staates war, der sich selbst als »Staat der Juden« definiert. Aber die Proteste sind diesmal größer als je zuvor und 35 % der Israelis fürchten sich vor einem »Bürgerkrieg«, ein Ausdruck, der sich im täglichen Sprachgebrauch eingebürgert hat.

Eine noch unbeantwortete Frage lautet: Drängt Netanjahu auf diese Veränderungen, um einer Korruptionsanklage durch die Justiz zu entgehen, oder will er wirklich eine so große Veränderung der Struktur und Identität des Staates vornehmen?

Neben den etwa 100.000 Demonstranten, die die Straßen von Tel Aviv blockieren und andere Brennpunkte behindern, stehen drei Hauptgruppen an der Spitze der Proteste. Diese Gruppen sind wahrscheinlich einflussreicher als jede Straßensperrung.

Die Reservisten

Die israelische Gesellschaft unterscheidet sich von vielen anderen Gesellschaften durch den Grad der Militarisierung. Ein israelischer Soldat bleibt auch nach Beendigung seines offiziellen Dienstes ein Soldat. Nach Beendigung des offiziellen Dienstes wird der Soldat in die Reservearmee entlassen, wo er sporadisch dient und sich oft zu bestimmten Zeiten im Jahr freiwillig meldet. Die derzeitige Krise hat gezeigt, wie sehr die Armee auf ihre Reservisten angewiesen ist, vor allem in bestimmten Kampfeinheiten wie der Luftwaffe, die, wie die Proteste gezeigt haben, auf eine kleine Zahl von Soldaten im aktiven Dienst und eine weitaus größere Zahl von scheinbar »normalen« Bürgern angewiesen ist. Viele von ihnen führen routinemäßig Luftangriffe in Syrien, Irak und anderswo durch.

Offenbar gibt es jetzt organisierte Bemühungen von Reservesoldaten in der Luftwaffe und in Cyberspionage-Einheiten wie der Einheit 8200, die sich ebenfalls stark auf Reservisten stützt, die Ausbildung und den Dienst aus Protest gegen die Gesetzesrevision zu verweigern, falls diese verabschiedet wird. Was diese Proteste jedoch so stark macht, ist die Tatsache, dass die Mitglieder der Regierungskoalition, mit Ausnahme von Netanjahu, aus religiösen Gründen nicht in der Armee gedient haben.

Zwei Dinge machen diese beispiellosen Proteste aus den Reihen des Militärs besonders bemerkenswert:

Erstens die Art der Einheiten, die sich an den Protesten beteiligen, nämlich die Luftwaffe und die militärischen Cyber-Spionageeinheiten, die Menschen aus überwiegend wohlhabenden und aschkenasischen Verhältnissen innerhalb der Klassenspaltung der Armee anziehen, und zweitens, dass die Reservisten, die diese Positionen innerhalb des Militärs besetzen, glauben, dass die Schwächung der Justiz Israel vor den Internationalen Strafgerichtshof bringen und seine Beziehungen zu den Vereinigten Staaten schwächen wird. Dadurch würden sie unter internationale Kontrolle geraten und für Kriegsverbrechen, die sie als Angehörige der Luftwaffe begangen haben, zur Rechenschaft gezogen werden können. Der Oberste Gerichtshof Israels hat sie in der Vergangenheit verteidigt, selbst als sie Ramallah während der zweiten Intifada bombardierten.

Details

Seiten
136
Erscheinungsjahr
2023
ISBN (ePUB)
9783961703630
ISBN (PDF)
9783961706631
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2023 (Juni)
Schlagworte
marxistische blätter

Autor

  • Lothar Geisler (Leitende:r Herausgeber:in)

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Titel: Klassenstandpunkt und -bewegung – Druck von unten
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