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InnenAnsichten – Subjekt und Klassenkampf

Marxistische Blätter 4_2023

von Lothar Geisler (Leitende:r Herausgeber:in)
©2023 136 Seiten
Reihe: Marxistische Blätter, Band 4_2023

Zusammenfassung

Mit Beiträgen von: Werner Zimmer-Winkelmann, Annette Schlemm, Raimund Ernst, Wolfgang Trunk, Anne Rieger, John Bellamy Foster, Richard Höhmann, Patrik Köbele
Weitere Themen: »Kämpfende Wissenschaft«, J. Hösler; Über ChatGPT, P.Fleissner; Roter Erfolg in Salzburg, M. Wachter; LKW-Fahrerstreik an der A5, U. Immelt; Kampf um Arbeitszeit in Indien, V. Prashad; Das Recht auf Wohnen, P. Raimundo (PCP); Welt-Militärausgaben, F. Schmid; Kein Bündnis mit dem Hauptfeind, S. Dagdelen (MdB, Die LINKE); Friedensverhandlungen Jetzt!, L. Henken; Kittners Kriegstagebuch, F. Schneider/​M. Garlin​g/M.Kaiser; Gelöschter Antifaschismus– 80Jahre NKFD, M. Polster/ A. Schölzel; Gefährliche US-Freundschaft, W. Rügemer; Tschingis Aitmatow, J. Farrell

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Randbemerkung zum »Elefanten im Raum«

Lothar Geisler

Ein kleines, aber Mut machendes Transparent zierte das Audimax der Ruhr-Universität – links oben in der Ecke am Notausgang. Mitte Mai fand dort in Bochum die »5. Konferenz gewerkschaftliche Erneuerung« statt. An die 1600 Gewerkschaftsaktivisten (w/m/d) diskutierten über »Gewerkschaftsarbeit in Zeiten von Krise, Klima, Inflation«, tauschten im Plenum und in unzähligen AGs Streikerfahrungen und Meinungen aus, vernetzten sich weiter, um »Gemeinsam in die Offensive« zu kommen. Die richtige Konferenz zur richtigen Zeit. Eine rundum gute Sache, die Kraft, Denkanstöße, Impulse für den Alltag gegeben hat. Darum: Hut ab!

Frank Deppe hatte im »Vorabendprogramm« der Konferenz einen beachtenswerten Vortrag gehalten. Thema: »Die Waffen nieder! Gewerkschaften in Kriegszeiten – gestern und heute«. Trotzdem: Das kleine Transparent verstärkte mein Gefühl, dass da -bezogen auf das Heute- ein »Elefant im Raum« steht, dick und fett, bedeutsam, aber kaum beachtet.

»Frieden ohne Wenn und Aber! – IG Metall.« stand auf dem Transparent. Wirklich: Ohne Wenn und Aber! Im »Zeitenwende«-Beschluss des IG-Metall-Vorstandes vom 20. März dieses Jahres ist davon wenig zu spüren. Selbst in Reden respektiert linker Gewerkschafter hört und liest man viele -viel zu viele- Wenns und Abers. Vor allem immer wieder, dieses einseitige »Aber Putin …« Eine klare Analyse der komplexen Kriegsursachen sieht anders aus. Ein klares »Die Waffen nieder!« meint alle, also auch: »Keine Waffenexporte!«.

Wäre »Frieden ohne Wenn und Aber« die Maxime aller deutschen Gewerkschaften -an der Basis wie in den Vorständen- wäre nicht nur die Friedensbewegung ein gutes Stück weiter. Auch die Arbeiterbewegung. Denn Kriegsfrage und soziale Fragen hängen untrennbar zusammen. Nicht nur, weil sich jeder Euro Steuergeld nur einmal ausgeben lässt. Das lässt sich nicht wegschweigen oder gar in der Bündnisarbeit künstlich voneinander trennen.

Grüner Bellizismus und sozialdemokratische Burgfriedenspolitik dienen da weder dem Frieden noch den (Sicherheits-)Interessen arbeitender Menschen. Und bei allem Verständnis für Nöte und Zwänge in denen sich Gewerkschaftsfunktionäre mit entsprechendem Parteibuch heute fühlen mögen: die Einheitsgewerkschaft ist nach 1945 nicht als Transmissionsriemen für Regierungspolitik konzipiert worden, sondern als »Solidargemeinschaft« von Gewerkschafter:innen mit unterschiedlicher Religionszugehörigkeit, Weltanschauung, parteipolitischer Bindung. Daraus ergibt sich »zwingend«-wie der langjährige ÖTV-Vorsitzende Heinz Kluncker (1964–1982) mal sagte, »dass sich die Gewerkschaften selbst nicht als Ersatzpartei betrachten oder als Erfüllungsorgan von politischen Parteien missbrauchen lassen.«1 Und natürlich auch nicht von Regierungen, gleich welcher Couleur.

Übrigens: die Metapher vom »Elefant im Raum« ist kein Anglizismus, sondern geht auf den russischen (sic!) Dichter Dostojewski zurück, der in seinem hochpolitischen Roman Die Dämonen (1873 – also vor Putin) auf eine Kurzgeschichte von Iwan Krylow (noch ein Russe!) verweist, in der ein Museumsbesucher sich derart auf kleine Käferchen fokussiert, dass ihm der taxidermisch präparierte Elefant entgeht.2 Dieser Hinweis sollte aber niemanden abhalten auch »Elefanten im Raum« genauer zu betrachten. Ich freue mich auf die nächste »Konferenz gewerkschaftliche Erneuerung«.

Gruppenbild mit Damen oder: Kämpfende Wissenschaft

Joachim Hösler

Wer auch Linken alles zutraut, z. B., dass sie sich über seriöse Osteuropahistoriker:innen lustig machen, indem sie ein Foto montieren, auf dem jene mit einer Ukraine-Fahne abgebildet sind; darunter eine Solidaritätsadresse »an die ukrainischen Historikerinnen und Historiker zum 24. Februar 2023«, die mit dem Schlachtruf ukrainischer Faschisten und Kollaborateure der Wehrmacht und der SS, »Slava Ukraini«, endet, den müssen wir enttäuschen. Hier handelt es sich nicht um fake, sondern um ein echtes, ernst gemeintes Auftreten des Verbands der Osteuropahistorikerinnen und -historiker (VOH). Im Bild zwölf Männer und zwölf Frauen, die teils irritierend fröhlich lächeln, teils entschlossen bis grimmig dreinschauen, eine Kollegin scheint den Tränen nah zu sein. Immerhin geht es um die Verurteilung der russischen »Aggression aufs Schärfste«. Denn die russische Kriegsführung sei »verbrecherisch«, schrecke nicht davor zurück, »gezielt zu töten, zu foltern und zu vergewaltigen«. Vor diesem Hintergrund erklärt der VOH seine »volle Solidarität mit den Kolleginnen und Kollegen in der Ukraine« und mit denen, »die ins Ausland fliehen mussten«. Man empfinde die engere Zusammenarbeit »als große Bereicherung« und sei »überzeugt davon«, künftig noch enger zusammenarbeiten zu können.

Das Gruppenfoto entstand im Rahmen einer Mitgliederversammlung Ende Februar 2023 vor dem Herder-Institut in Marburg. Das passt insofern, als dieses Institut 1950 hier gegründet wurde, um ehemaligen Ostforschern der Nazizeit und Kollegen im Geiste, die aus sozialistischen Ländern des östlichen Europas geflohen waren, die Fortsetzung ihrer Arbeit, gut bezahlt und sozial versichert, zu ermöglichen. Die Aufstellung hinter einer Nationalfahne mag für eine Wissenschaftseinrichtung und -disziplin irritieren, die sich ihrem Selbstverständnis nach längst aus den »Verstrickungen« der NS-Vergangenheit befreit und einem transnationalen Geschichtsverständnis verschrieben hat. Aber es herrscht Krieg, wer will da auf methodische Feinheiten insistieren?

Die Einseitigkeit der Solidaritätsadresse ist in sich schlüssig, denn es handelt sich schließlich um die Erklärung der Solidarität mit Angehörigen einer Kriegspartei, die nach Auffassung der Autoren dieser Adresse vollständig unschuldig angegriffen wird. Da gilt es die Reihen zu schließen. Bemerkenswert ist allerdings die Verwendung des faschistischen Schlachtrufs. Es kann nicht sein, dass den promovierten und habilitierten Mitgliedern des VOH unbekannt ist, worum es sich hier handelt. Ist es ihnen gleichgültig? Vertreten sie die gleiche Auffassung wie inzwischen viele ukrainische Anarchisten, dieser Ruf und die Symbole der Organisation Ukrainischer Nationalisten seien »depolitisiert«, seien inhaltlich entleert, niemand wisse um ihre Geschichte, niemand interessiere sich dafür, also sei das unbedenklich zu verwenden? Man fragt sich unwillkürlich, wie weit die Geschichtsvergessenheit und -verleugnung in Deutschland noch gehen muss, dass mit der gleichen Logik »Sieg Heil« oder »Heil Hitler« als Alltagsgruß eingeführt werden kann.

Vorsitzender des VOH ist derzeit Martin Aust, Professor für Osteuropäische Geschichte an der Uni Bonn. Er demonstrierte sein Verständnis von Wissenschaftsfreiheit und Meinungsstreit, als er seine Kollegin Ulrike Guérot aufforderte, ihre Professur aufzugeben; sie ist ihm zu Russland- und Putin-freundlich. Inzwischen, Aust kann zufrieden sein, hat die Uni-Leitung der Professorin gekündigt, unter dem fadenscheinigen Vorwand eines Plagiats! Andere werden in diesem Land mit Plagiat Regierende Bürgermeisterin und Außenministerin. In der Regel werden Plagiatsvorwürfe lange geprüft, ehe Konsequenzen gezogen werden. Im Falle von Prof. Dr. Guérot: sofortige Kündigung. Ihre Kritik an der konzernfreundlichen EU-Politik, am Demokratiedefizit der EU, daran dass die EU mit ihrer konfrontativen Politik gegen Russland ihre eigenen basics verrät – Friedensgebot! Überwindung des Nationalismus! – all das trägt Guérot, die sich seit drei Jahrzehnten intensiv mit der europäischen Einigung befasst, fundiert vor und ist dabei in Vielem ja gar nicht so originell! Das alles wird auch in Schullehrbüchern für Politik und Wirtschaft oder in Landesabituraufgaben thematisiert. Jahrelang war Ulrike Guérot in Talk-Shows ein willkommener, weil belebender Gast. Aber Perspektivenwechsel und Ausscheren aus dem Mainstream in Kriegszeiten – das erlaubt der Burgfrieden nicht. Und die vermeintlich so gelehrten Osteuropahistoriker tun nicht nur so, als wüssten sie von all den Problemen nichts, sondern sie verlangen auch, dass darüber nicht gesprochen wird.

Auch an der Diffamierung der promovierten Journalistin Gabriele Krone-Schmalz beteiligt sich der VOH. Gleich unter der Solidaritätsadresse findet sich eine Stellungnahme vom 11. November 2022, in dem der VOH den Versuch der Journalistin verurteilt, juristisch gegen die Münchner Osteuropahistorikerin Franziska Davies vorzugehen. Diese ist seit Längerem als oberflächliche, aber lautstarke Pro-Ukraine-Sprecherin unterwegs und hat sich die Mühe gemacht, in einem langen Aufsatz für die Fachzeitschrift »Osteuropa«, die von der Deutschen Gesellschaft für Osteuropakunde herausgegeben wird, sich mit Vorträgen und Publikationen der zum Feindbild Auserkorenen auseinanderzusetzen. Dabei legt sie großen Wert darauf, sich abzusichern: »Fachleute wie der Tübinger Osteuropahistoriker Klaus Gestwa« kritisierten das Auftreten der Journalistin, und in »der akademischen Osteuropa-Community« insgesamt sei man sich einig über die angeblich unqualifizierten Auftritte von Krone-Schmalz, so Davies.

Die Sache mit der Qualifikation. Das ist der neueste Schrei der akademischen Osteuropa-Community. Denn selbstverständlich sind sie für Meinungsfreiheit. Auch das betont Franziska Davies ausdrücklich: Krone-Schmalz könne verteidigen, wen sie wolle; die VHS Reutlingen könne einladen, wen sie wolle. Aber! Die öffentlichen Gelder! Die öffentliche Bühne in einer Einrichtung, die doch der Aufklärung und politischen Bildung verpflichtet sei! Da dürfe freilich nur sprechen, wer wirklich qualifiziert sei und sich an »Wahrheit und Wahrhaftigkeit« halte. Und der Vorsitzende des VOH klagt: Die Osteuropaexperten seien »permanent beschäftigt, immer wieder die gleichen Falschaussagen und Verzerrungen zu korrigieren.« Das ziehe Zeit von ihrer konstruktiven (und sicherlich sehr wichtigen) Arbeit ab. Argumentativ fühlen sich die wahren Osteuropaexperten also der Auseinandersetzung nicht mehr gewachsen. Deshalb sprechen sie einer Ulrike Guérot, Gabriele Krone-Schmalz und auch dem Vortragsreisenden Daniele Ganser, der sie wohl besonders fuchst, schlicht Kompetenz und Rederecht ab. Fehlende Landes- und Sprachkenntnisse, mault Benjamin Schenk, Professor für Osteuropäische Geschichte in Basel, und: »dezidierter Antiamerikanismus«! Wir lernen: Wer keinen Begriff von Imperialismus hat, hält Kritik an der US-amerikanischen Außenpolitik für Antiamerikanismus. Gestwa macht sich in der ihm eigenen arroganten Weise über die Doktorarbeit von Gabriele Krone-Schmalz lustig, obwohl er wissen sollte, dass in den 1970er Jahren Doktorarbeiten grundsätzlich so aussahen wie die der ersten Frau, die bei dem damals jungen Professor Hans Lemberg in Düsseldorf promoviert wurde. Aust meint, Guérot sei nicht mit der Thematik vertraut, sie übersehe, dass die USA längst China im Fokus hätten, nicht Europa. Er selbst scheint sich noch nie mit der Brzeziński-Konzeption befasst zu haben, mit den Papieren der Rand-Corporation, mit den Europa-Konzeptionen eines George Friedman, den Vortragsveranstaltungen beim Chicago Council on Global Affairs, den Analysen der »Schatten-CIA« Stratfor.

Es ist evident: es geht um Fragen, über die trefflich diskutiert werden könnte und sollte. Der US-amerikanische Historiker Tony Wood – Vorsicht Antiamerikanismus! – hat ja vollkommen recht: die Wechselwirkungen von drei Dynamiken – der inneren Entwicklung der Ukraine seit 1991, der Aktivität des politischen Westens seit Beginn der 1990er Jahre und Russlands Weg seit der Auflösung der UdSSR – bilden den Kontext für die russische »Aggression«. Dies sollte unter vernunftbegabten Menschen Konsens sein. Und ein Gespräch oder Meinungsstreit darüber, in welcher der Dynamiken mehr Verantwortung für den Beginn des Kriegs steckt, sollte – gerade auch im Interesse der möglichst raschen Beendigung des Kriegsgrauens – zivilisiert möglich sein. Aber diese Diskussionen scheuen die Experten, obwohl es um die Sicherheit und Zukunft Deutschlands, Europas und der Welt geht. Sie wollen sich nicht in Frage stellen lassen. Lieber bestätigen sie sich gegenseitig, wie qualifiziert sie sind und wie recht sie haben, und versuchen, diejenigen, die abweichende Argumentationen vortragen, zu ignorieren, zu diskreditieren und mundtot zu machen. Die »kämpfende Wissenschaft«, die sich 1933 bis 1945 dem »Volkstumskampf« und dem »Lebensraum« verschrieben hatte, kehrt als Farce wieder.

Künstliche Intelligenz für alle Menschen?

Peter Fleissner

In den letzten Monaten gab es viel Aufregung um ChatGPT, eine Künstliche Intelligenz (KI). In vielen Diskussionen und Expert:innenrunden wurde der Textroboter (Bot) besprochen, bewundert, kritisiert und sein Gefahrenpotential ausgelotet. Was verbirgt sich dahinter? Nüchtern betrachtet ist ChatGPT ein Computerprogramm, das verblüffende Dialogfähigkeiten besitzt. Es wurde im November 2022 von der US-Firma OpenAI auf den Markt gebracht. Großinvestor ist Microsoft.

Was kann ChatGPT?

Bei ChatGPT muss man/frau kein/e Expert:in mehr sein, um aus dem Computer und den mit ihm verbundenen Netzen Brauchbares herauszudestillieren. Jede und jeder kann sich bei OpenAI anmelden und mit dem ChatBot in Kontakt treten. Nach seinen eigenen Angaben wurde der Bot darauf trainiert, in 10 Sprachen zu arbeiten. Er kann Texte in gewünschter Länge in den verschiedensten Stilarten produzieren und auf Anfrage in Sekundenschnelle Zusammenfassungen schreiben, die an Eleganz und Verständlichkeit nichts zu wünschen übriglassen. Dies ist gegenüber den Suchmaschinen wie Google ein großer Vorteil, denn dort ist das Ergebnis eine schier endlose Liste von Links, aus denen die Nutzer:innen selbst das extrahieren müssen, was für sie wichtig ist.

ChatGPT gibt eigene Fehler durchaus zu, macht auf fremde Fehler aufmerksam und weigert sich, unangemessene, politisch nicht korrekte Anfragen zu beantworten. Außerdem kann er auf Wunsch Texte erstellen, weiterschreiben, umschreiben und mit den Nutzer:innen interagieren, da er sich den Verlauf des Textaustauschs merkt. Auf Anweisung schreibt er Programmcode in 9 gängigen Computersprachen und erklärt ihn. Überdies verfasst er Gedichte, Tweets, Werbetexte oder Bewerbungsschreiben. Einer meiner Enkel ließ den Bot seine Hausaufgabe machen. Er schrieb Sätze im Stil von 7-jährigen, in denen bestimmte Wörter vorkommen.

Wie funktioniert ChatGPT?

Um zu verstehen, was der Chatbot kann, ist es hilfreich, einen Blick auf seine Arbeitsweise zu werfen. Die Software verwendet eine von OpenAI entwickelte Version des Sprachmodells GPT 3 (Generative Pre-Trained Transformer, dritte Version). Dieses Modell, das von einer formalen Hypothese ausgeht, wie natürliche Sprache funktioniert, ist auf der Softwareebene mit einem Lernmechanismus verbunden. Als erste Aufgabe versucht die Software durch »selbstüberwachtes Training« aus beliebigen Textstücken (online-Foren, soziale Medien, Zeitungs- oder Buchartikeln aus dem Internet usw.) das nächste Wort vorauszusagen, mit dem originalen Text zu vergleichen und seine Vorhersage zu korrigieren. Danach wird die Software durch »überwachtes Lernen« dazu gebracht, Antworten auf vorher gestellte Fragen zu geben, die durch vorfabrizierte Antworten verbessert werden (»fine-tuning«). In einem letzten Schritt wird das Modell durch »bestärkendes Lernen« weiter optimiert, indem die Antworten von ChatGPT qualitativ in Form einer Rangliste bewertet werden. Nach einigen Zwischenschritten, die der Filterung von unerwünschten Antworten dienen, wird das beste Resultat als Ergebnis ausgegeben.

Um keine diskriminierenden, rassistischen oder sexistischen Resultate oder eine Darstellung aus der Sicht politischer Ideologien zu erhalten, hat ChatGPT digitale Filter eingebaut, die solche Äußerungen verhindern bzw. abändern. Auf meine direkte Frage dazu antwortete mir ChatGPT: »Als künstliche Intelligenz bin ich kein moralischer Akteur und ich habe keine persönlichen Überzeugungen oder Meinungen. Mein Ziel ist es, den Benutzern auf eine objektive und informative Weise zu antworten und keine politischen Überzeugungen zu äußern.«

Achtung Fake News!

Die Antworten von ChatGPT beruhen auf riesigen Mengen von Text, die dem Bot vorher zum Training zur Verfügung gestellt wurden. Da er bis jetzt nur mit Materialien versorgt wurde, die mit 2021 enden, weiß er über die Folgejahre nicht Bescheid. Dann erfindet der Bot zum Teil Fakten oder Webadressen, die ins Leere gehen. Das ist natürlich nicht nur für den akademischen Bereich ein Problem. Jede Information muss transparent sein und auf ihre Herkunft überprüft werden können. Die französische Eliteuniversität Science PO und andere Schulen haben deshalb die Nutzung der Software bereits verboten. Um einigermaßen verlässliche Informationen zu erhalten, sind möglichst bald Regulierungen auf gesetzlicher Ebene nötig. Das, was die EU bisher geleistet hat, ist unzureichend. Auch sollten neue Anwendungen von KI nicht sofort auf die ganze Welt losgelassen, sondern in kleineren Gruppen vorher auf ihre Qualität, Zuverlässigkeit und Stabilität getestet werden.

Künstliche Intelligenz und Energieverbrauch

Vergleichen wir die künstliche Intelligenz mit menschlichem Denken, springt sofort ein großer Nachteil ins Auge. Die KI kann ohne ein technisch erzeugtes Substrat (Mikroprozessoren, Halbleiter etc.) und Energiezufuhr von außen nicht funktionieren, während menschliche Intelligenz sozusagen nebenbei in jedem geistig gesunden Menschen vorhanden ist und durch biologische Prozesse »von selbst« wächst und mit Energie versorgt wird. Ein menschliches Gehirn benötigt nur eine Leistung von etwa 20 Watt, was einer schwach leuchtenden herkömmlichen Glühbirne entspricht. Datenverarbeitungsmaschinen sind dagegen grotesk ineffizient: Frontier, ein Supercomputer der Oak Ridge Laboratorien in den USA, übertraf 2022 erstmals die Verarbeitungskapazität eines Menschengehirns. Er kostete 600 Millionen Dollar, belegte 630 Quadratmeter und brauchte mit 21 Megawatt etwa eine Million Mal mehr Energie als ein Menschenhirn. Die Leistungsanforderungen scheinen dabei im Lauf der Zeit zu steigen: Der Supercomputer Summit, der Vorgänger von Frontier, benötigte »nur« 13 MW, die Nachfolgerin Aurora wird voraussichtlich 60 MW verbraten.

Historischer Hintergrund

Künstliche Intelligenz, deren Entstehungsjahr mit 1955 angegeben wird, kann als Teil der Informationsverarbeitenden Maschinerie (IM) angesehen werden, die Frank Adler bereits 1978 beschrieb. Sie hat sich aus dem von Marx als Transmissionsmechanismus bezeichneten Teil der mechanischen Maschine entwickelt. Er war – in mechanischer Form – für die Energieübertragung auf das Werkzeug und die Steuerung seiner Bewegungen verantwortlich. Die Verbindung der IM mit der mechanischen Maschine erlaubte zunächst deren Automatisierung. Die IM wurde aber schließlich in digitaler Form von der mechanischen Maschine »emanzipiert«, zunächst als eigenständiger Computer, später weltweit verflochten über das Internet, die Mobiltelefonie und die sogenannten »sozialen Netze«. Damit greift die IM in immer weitere Bereiche des menschlichen Lebens ein. Die Menschen stellen über die digitalen Netze den internationalen Großkonzernen freiwillig Informationen über sich und ihre Lage zur Verfügung. Die Unternehmen verwerten sie mit Riesengewinnen. So entwickeln sich die Konsument:innen zu Prosument:innen, d. h. sie produzieren die Angebote der Konzerne selbst mit, ohne dafür entschädigt zu werden.

1989 konnte ich einen der prominenten Proponenten der KI am Massachusetts Institute of Technology in den USA persönlich kennenlernen. Später durfte ich mit ihm im ORF ein ausführliches Interview machen, das auch von Eurovision übernommen und EU-weit gesendet wurde. Joseph Weizenbaum, durch und durch ein aktiver Kämpfer für die friedliche Verwendung von Technologie, hat mit dem Programm ELIZA einen schriftlichen Dialog eines Psychotherapeuten mit einem Patienten auf einem Computer nachbilden wollen, der keine Programmiersprachen benötigte, sondern Umgangssprache »verstehen« konnte. Aufmerksam wurde er auf die Wirkung seines Programms, als er sah, dass seine Sekretärin den Bildschirm vor ihm abdeckte, als er an ihrem Arbeitsplatz vorbeikam. Sie hatte der Maschine offensichtlich intime Details ihres Lebens mitgeteilt und hoffte auf gute Ratschläge. Das Programm erregte weltweit Aufmerksamkeit. Weizenbaum selbst war überrascht, dass man mit einem kleinen Computer auf relativ einfache Weise Menschen die Illusion eines beseelten Partners vermitteln kann.

Ich habe ChatGPT über sein Verhältnis zu seinem Ahnen gefragt: »Ist ELIZA von Joe Weizenbaum mit Ihnen verwandt?« und folgende Antwort erhalten: »ELIZA ist ein frühes Beispiel für ein Computersystem, das als ›therapeutische‹ Konversations-KI entwickelt wurde und das auf den Arbeiten von Joe Weizenbaum basiert. ELIZA wurde in den 1960er Jahren am Massachusetts Institute of Technology (MIT) entwickelt und simuliert eine Art psychoanalytischen Therapeuten, indem es Fragen des Benutzers auf eine vordefinierte Weise interpretiert und darauf reagiert. Es hatte jedoch keine künstliche Intelligenz, sondern nutzte nur simple Mustererkennung und Textgenerierung.«

Weitere Anwendungen absehbar

Künstliche Intelligenz hat sich in den letzten Jahren als Zweig der Informatik rasch entwickelt. Sie umfasst viele Anwendungsbereiche, die immer noch von hohen Erwartungen gespeist werden. Manche extrem technikaffinen Menschen meinen ernsthaft, dass KI in der Lage sein wird, die Menschen zu ersetzen, dass das menschliche Gehirn durch KI so angenähert werden kann, dass es Bewusstsein entwickeln würde, und schließlich wahrheitsgetreu von sich sagen kann: »Ich bin«. Diese KIs müssten dann auch juristische Rechte wie Menschen erhalten. Obwohl diese Wünsche noch für viele Jahrzehnte in den Bereich der Utopie gehören, ist die Leistungsfähigkeit von KI nicht zu unterschätzen. Es ist zu erwarten, dass die neue Software in vorhandene Standardprogramme eingebaut werden wird. Microsoft hat solche Schritte bereits für das Office-Paket angekündigt. Eine Verbindung mit Sprachsoftware liegt ebenfalls nahe.

Zugang zum General Intellect

Aus marxistischer Sicht könnte man sagen, dass der ChatBot einen neuen – leider immer noch fehlerbeladenen – Zugang zum General Intellect ermöglicht, der kollektiven Quelle von Wissen und Fähigkeiten des Gesamtarbeiters. Die uns allen bekannten bisherigen Formen (Bücher, Texte aus dem Internet, Fundstellen von Suchmaschinen usw.) boten nur punktuelle Zugänge, ein ChatBot der letzten Generation ermöglicht dagegen einen one-stop-Zugang zum Weltwissen (oder zumindest zu weiten Teile davon). Wegen der privatwirtschaftlichen Organisation der Wirtschaft und den getätigten Großinvestitionen ist es allerdings sehr wahrscheinlich, dass die Benutzung der Bots bald kostenpflichtig sein wird. Eine gemeinwirtschaftliche und demokratisch kontrollierte Unternehmensform wäre vorzuziehen.

(Mit freundlicher Genehmigung des Autors aus »Volksstimme«, April 2023)

Rot ist in – nun auch in Salzburg

Martin Wachter

11,66 Prozent der Salzburger:innen haben am 23. April 2023 ihre Stimme für KPÖ-Plus abgegeben. Von 0,4 Prozent bei der letzten Landtagswahl, von Null auf vier Abgeordnete im Landesparlament. So geht Politik, meinten 31.383 Salzburgerinnen und Salzburger und wählten kommunistisch.

Graz, die zweitgrößte Stadt in Österreich hat nun einen Zwilling in der Mozartmetropole an der Salzach. Der Weg dorthin war schwer und anstrengend. KPÖ Plus, die kleine Partei mit sehr aktiven und jungen Aktivist:innen hat den Einzug ins Landhaus geschafft. Das Gestammel der etablierten österreichischen Politiker:innen und der medialen Kommentatoren am Wahlabend war eher belustigend als ernst zu nehmen. In der Stadt Salzburg landeten die Kommunistinnen und Kommunisten mit einem Stimmenanteil von 21,5 Prozent an 2. Stelle. Der schwarze Platzhirsch, die Volkspartei, ist mit etwas mehr als drei Prozent knapp voran.

Kay-Michael Dankl, der linke Erfolg hat nun auch in Salzburg einen Namen

Im Wahlprogramm von KPÖ Plus stellt sich der Spitzenkandidat und neue Landtagsabgeordnete so vor: »Kay-Michael Dankl – Spitzenkandidat und Landeshauptmann Haslauers größte Nervensäge«. Kay ist Historiker und tritt seit 2019 als Gemeinderat der Stadt Salzburg dafür ein, dass Soziales und leistbares Wohnen nicht untergehen. Von seinem Gemeinderatsbezug gibt er monatlich einen Teil ab, um Salzburger:innen in Notlagen zu unterstützen, bisher mit über 28.000 Euro. Kay lebt mit seiner Freundin in einer 46-Quadratmeter-Wohnung in Lehen. In seiner Freizeit spielt er Hallenhockey, geht gerne Wandern und Bogenschießen.

Bogenschießen wird der 34jährige charismatische in Graz geborene linke Politiker erst gelernt haben, nachdem ihn die »Grünen« vor sechs Jahren »abgeschossen«, tschuldigung aus der Partei ausgeschlossen haben. Er und Gleichgesinnte waren in der Grünen Jugend zu rabiat für das grüne Establishment von Bund und Land. Die Jungrebell:innen wechselten die Farbe zu Rot und gründeten die »Junge Linke« und verbündeten sich mit der KPÖ. Detail am Rande: Die Grünen in Salzburg verloren ein Prozent der Stimmen und landeten mit mehr als drei Prozent hinter den Kommunist:innen. Es ist auch kein Geheimnis, dass sich der gebürtige Grazer Kay-Michael Dankl bei Elke Kahr, der Grazer Bürgermeisterin und der KPÖ in der Stadt an der Mur Anleitungen für eine erfolgreiche Politik angeeignet hat.

»Ich bin davon überzeugt: Damit Wohnen und das tägliche Leben in Salzburg leistbar werden, braucht es soziale und kritische Stimmen im Gemeinderat und jetzt auch im Landtag. Alle Parteien reden zwar vor jeder Wahl über Wohnen und Soziales, lassen es aber am Tag nach der Wahl wieder unter den Tisch fallen. Ich will, dass die Regierungsparteien damit nicht mehr durchkommen«. So geht politische Opposition.

Staatsverordnete Demokratie ist, wenn kleine Parteien schikaniert werden

Gut, dass KPÖ Plus in Salzburg vor der Wahl nach dem Motto »Alles oder Nichts« gehandelt hat. Die politischen »Jungen Wilden« wollen wissen, wie richtige Demokratie funktioniert. Sie gaben sich nicht zufrieden, nur in Salzburg und Umgebung den leichteren Weg des Widerstandes zu gehen. Sie sind landauf und landab gezogen, um mindestens 600 vorgeschriebene Unterstützungserklärungen zu sammeln.

Das heißt Unterstützer:innen einer kleinen Partei müssen höchstpersönlich in den Gemeindeämtern antanzen und vor den Amtsbeamten oder den Bürgermeistern mit ihrer »eigenhändigen« Unterschrift eine Erklärung unterzeichnen, damit die wahlwerbende Kleinpartei oder -bewegung überhaupt auf dem Stimmzettel aufscheinen darf.

Das ist eine gewaltige Hürde Unterstützungserklärungen zu sammeln, in den Bergen und Tälern auf dem Land – quasi, organisatorische und politische Schwerstarbeit. Wenn dieser Kampf in kürzester Zeit erfolgreich ist und über 800 Unterstützer:innen für KPÖ Plus unterschrieben haben, dann ist es für die Aktivist:innen sehr motivierend in den Wahlkampf-Ring zu steigen.

Salzburg hat wie die meisten Bundesländer in Österreich »nur« eine Fünf-Prozent-Hürde, um an ein Grundmandat zu kommen. (In der Steiermark und in Kärnten braucht es in den diversen Wahlkreisen dafür an die zehn oder noch viel mehr Stimmenprozente.) Nur die Erlangung von Grundmandaten ermöglicht den Einzug in die Landesparlamente. Ohne »Hochburg« Graz hätte es im Jahre 2005 nie und nimmer für den Einzug der KPÖ in den steirischen Landtag gereicht. Diese von Rechtswegen demokratiefeindliche Vorgehensweise ist eher als blamabel zu werten.

Für Medien wie dem staatlichen ORF und den Schreiberlingen in den Gazetten ist es kein Ruhmesblatt, wenn sie offenkundig auf die falschen Pferde setzen. In der Woche vor der Wahl wurde Kay-Michael Dankl nicht ins Fernsehstudio zur Abschlussdiskussion geladen. Die Begründung, es bestehe keine Chance auf den Einzug in den Landtag. In Salzburg haben die 31.383 KPÖ-Wähler:innen die Lüge der veröffentlichten Meinung mit einem Kreuz für die gesellschaftspolitisch »Ausgegrenzten« bestraft.

Die Politschwätzer in der Hufeisen­schmiede sind außer Rand und Band

Nach geschlagener Salzburg-Wahl ging es in den Medien und in den Führungsetagen der herrschenden Parteien weiter wie gehabt. Ein »alter Hut«, die »Hufeisentheorie« machte die Runde. Jaja, die lechts- und rinks-Extremisten bedrohen »unsere« Demokratie. Abgehalfterte »Experten« und eine »Expertin« ritten rätselnd und stammelnd ein »totes Pferd« zu Schanden.

Mehr hatten in der ORF »Gesprächsrunde« die Vertreter von Politik, Medien und Wirtschaft nicht drauf. Ah doch, wenn nix mehr hilft, ist Wladimir P. Schuld, denn er ist für die Teuerung und an das politische Desaster in Österreich verantwortlich.

Eh klar, es war wie fast immer kein Protagonist des linken Arguments im ORFschen Zentrum dabei. Der oder die hätte das geschmiedete Hufeisen wieder gerade gebogen und hätte den Anwesenden sicher den kolossalen Unterschied von Rechts und Links erklärt. Rechts ist kapitalistische Macht, Sozialabbau, Korruption, Rassismus, Ex-Bundeskanzler Wastl Kurz und Co.KG, und, und … Links ist der Einsatz für Soziale Gerechtigkeit, Frieden und Fortschritt. Links ist Rot und die Zukunft – wäre vielleicht eine nicht provokative Antwort gewesen.

Nach schadenbegrenzender Polemik ein paar Fakten zur Salzburger Wahl-Analyse des ORF: Die KPÖ Plus erlangte bei Frauen und Männern, bei Alt und Jung, bei Arbeitern, Lehrlingen und Maturanten und in anderen Kategorien so gut wie immer einen Stimmenanteil von 10 bis 15 Prozent.

Interessant die Entscheidungsfindung der KPÖ-Wähler:innen: 43 Prozent der über 30.000 Wähler:innen ca. 13.000 hat sich schon lang vor der Wahl entschlossen die KPÖ zu wählen. Zwei Wochen vor der Wahl kam ein weiteres Drittel, ca. 10.000, dazu und unmittelbar vor dem Wahltermin noch ein Viertel ca. 7.000.

Wird in Zukunft »richtig Rot« im österreichischen Parlament Platz nehmen?

Der kommunistische Wahlerfolg im Land Salzburg hat neben Kay-Michael Dankl auch eine »Mutter«. Elke Kahr, die Grazer Bürgermeisterin von der KP schreibt auf ihrer Facebook-Seite: »Ganz herzliche Gratulation an Kay-Michael Dankl und alle, die mitgeholfen haben, dass die KPÖ Plus einen so großen Wahlerfolg erzielen konnte. Ich habe den Zuspruch gespürt, als ich mit Kolleginnen und Kollegen vor einigen Wochen in Salzburg war. Die tagtägliche Arbeit und der persönliche Einsatz von Kay-Michael Dankl und seinem großartigen Team kommen bei den Menschen gut an. Mit der KPÖ ist damit eine glaubwürdige und verlässliche Kraft im Landtag, die sich für all jene einsetzt, die sonst keine Lobby haben«.

Das Salzburger Wahlergebnis öffnet eine Tür für den Einzug linker Abgeordneter in das Österreichisch Parlament in Wien bei den Nationalratswahlen spätestens im nächsten Jahr.

Nach »Graz Umgebung« gibt es jetzt auch in »Salzburg Umgebung« die rein rechnerische Möglichkeit über Direktmandate ins Hohe Haus an der Ringstraße gewählt zu werden. Eine »Wahlrechtsreform« wird die Machtelite der Parlamentsparteien bis 2024 nicht mehr auf die Reihe bekommen.

Entscheidend wird sein, wie die Sozialdemokrat:innen ihre Führungskrise bewältigen. Ohne prophetische Weisheiten kund zu tun – aus der SPÖ wird sich auch in nächster Zukunft keine Sozialistische Politik entwickeln. Der SP-Vorsitz-Wahlwerber Andreas Babler könnte seine Energie in eine neue Linkspartei einbringen. Allerdings sollte er sich »hinten« anstellen und nicht gleich den Führungsanspruch stellen. Das wäre ein guter, aber nicht wirklich ernst gemeinter Ratschlag.

Im Moment gibt es ein Zeitfenster für eine erfolgreiche linke Politik. Bei der Verfasstheit der politischen Zustände in Österreich wäre eine linke Alternative möglich. Eine gegenwärtig gültige 4-Prozent-Hürde oder andere Wahltricks werden den Einzug progressiver Mandatar:innen in den Nationalrat nicht verhindern. Die einzige offene Frage ist: gelingt die wirkungsvolle Vereinigung und Einigung in einer linker Bewegung.

Auf geht’s – Packen wir’s gemeinsam an!

www.uhudla.at

Kurzkommentar von Robert Krotzer (KPÖ Graz)

Fast wie ein Mantra wiederholen bürgerliche Kommentatoren seit der Landtagswahl in Salzburg den Stehsatz vom »Erstarken der Ränder«. Richtiger wird das durch die Wiederholung nicht, ganz im Gegenteil: Ohne die KPÖ PLUS Salzburg wäre die FPÖ vermutlich auf Platz 1 gelandet.

Warum ich das glaube? Neben der Steiermark ist es nun durch jahrelange Arbeit und Engagement auch in Salzburg gelungen, die KPÖ als glaubwürdige, bodenständige Kraft aufzubauen, die den alltäglichen Sorgen der arbeitenden Menschen eine Stimme gibt und eine Alternative zum neoliberalen politischen Mainstream darstellt. Zum neoliberalen Mainstream gehört selbstverständlich auch die FPÖ, wie sie sowohl in den schwarz-blauen Bundesregierungen bewiesen hat als auch in ihrem Wahlprogramm zeigt. Mit ihrer Radau- und Spaltungspolitik versucht sie davon abzulenken, dass sie treu auf der Seite der Vermögenden, der Konzerne und Banken steht – und es gelingt ihr so, neben überzeugten Stimmen auch Proteststimmen zu sammeln.

Die KPÖ ist eine Alternative, die Menschen zusammenbringt, stärkt und sie für ihre Interessen organisiert – und die eben nicht spaltet und Menschen gegeneinander ausspielt. Damit bekommen all jene Menschen, die bisher keine Lobby in der Salzburger Landespolitik haben, eine wichtige Stimme für leistbares Wohnen, Gesundheit und Pflege sowie soziale Gerechtigkeit! Dafür wünsche ich den Salzburger Genoss:innen und Kolleg:innen alles, alles Gute für die kommenden großen Aufgaben und die viele bevorstehende Arbeit!

Ein Mut machender Streik

Ulf Immelt

Die Bedingungen für Arbeitskämpfe in der Logistikbranche sind alles andere als leicht. Umso bedeutender und Mut machend ist der Streik von rund 60 LKW-Fahrern an der Autobahnraststätte Gräfenhausen, der zu Ostern überregional für Schlagzeilen gesorgt hat. Nachdem sie über 50 Tage keinen Lohn von ihrem polnischen Auftraggeber erhalten hatten, begannen die Fahrer aus Georgien und Usbekistan ihren mehr als fünfwöchigen Arbeitskampf. Unterstützung erhielten sie von Gewerkschaftern aus den Niederlanden und Deutschland sowie dem DGB-Beratungsnetzwerk Faire Mobilität. Als der zahlungsunwillige Fuhrunternehmer mit einer paramilitärischen Schlägergruppe und einem gepanzerten Fahrzeug erschien, um mit Gewalt in den Besitz der Trucks zu gelangen, in dessen Verlauf es zu Festnahmen von 19 Schlägern durch die anrückende Polizei kam, war auch das Interesse der Presse geweckt. Zeitungen und Fernsehen berichteten fast täglich vom Kampf »David gegen Goliath«. Letztlich war es aber nicht allein die »schlechte Presse« sondern vor allem der Druck eines jener Kunden, dessen Fracht einer der bestreikten LKW geladen hatte, der das Fuhrunternehmen zum Einlenken brachte. Der US-Konzern General Electric benötigte ein besonderes Bauteil für eine Fabrik in der Schweiz, das seit mehreren Wochen auf einer Ladefläche in Gräfenhausen lag. Die Fracht abzuholen, scheiterte aber daran, dass die vier noch beladenen LKW zwischen Dutzenden leerer Fahrzeuge eingekeilt waren. Der Druck seitens General Electric war auf den Fuhrunternehmer wahrscheinlich zuletzt so groß, dass dieser den Forderungen der Fahrer nachgegeben hat, damit diese wiederum die Fracht freigaben. Jedenfalls hatten die Fernfahrer nach über fünf Wochen Streik gesiegt. Ihr »Arbeitgeber« musste schriftlich zusichern, alle noch ausstehenden Zahlungen anzuweisen und auf rechtliche Schritte zu verzichten. Auch eine Anzeige wegen mutmaßlicher Unterschlagung von 39 LKW musste fallengelassen werden.

Form von Menschenhandel

»Es ist eine Form von Menschenhandel.« So beschreibt der niederländische Gewerkschafter Edwin Atema die Arbeitsbedingungen der rund 3,6 Millionen Fernfahrer auf den Straßen der EU. Arbeitsbedingungen, die fatal an den Machester-Kapitalismus des 19. Jahrhunderts erinnern. Tarifbindung und Mitbestimmung sind Fremdwörter in der Branche. Hier zeigt der »freie Markt« sein ungeschminktes Gesicht.

Fahrer werden gezwungen, Verträge zu unterzeichnen, die in Sprachen abgefasst sind, die sie nicht verstehen. Wenn sie kündigen oder gekündigt werden, wird ausstehender Lohn nicht gezahlt. Die Fuhrunternehmer behandeln Krankheitszeiten der Beschäftigten als unbezahlten Urlaub oder ordnen einseitig Urlaub an. Fahrer werden zu falscher Arbeitszeitdokumentation gezwungen, mit dem Ziel undokumentiert Überstunden zu leisten, die dann oft nicht bezahlt werden. Ihnen werden falsche Papiere ausgehändigt, um die Behörden über ihren Beschäftigungsstatus, ihre Löhne und die Einhaltung der Lenk- und Ruhezeiten zu täuschen. Sie werden teils sogar angewiesen, dahingehende Fragen unwahr zu beantworten. Im Falle von Kontrollen müssen die Fahrer dann die fälligen Strafen für Überschreitungen von Lenkzeiten, Unterschreitungen von Ruhezeiten und andere Ordnungswidrigkeiten aus eigener Tasche bezahlen, auch wenn sie zu den Verstößen durch ihre Bosse gezwungen wurden. Die Speditionen übernehmen diese Kosten in der Regel nicht. Fahrern, die sich über Gesundheits- und Sicherheitsprobleme, die Bezahlung oder sonstige Missstände beschweren, wird gekündigt. Es gibt sogar Berichte, dass ihnen Gewalt und Geldstrafen angedroht werden.

Fragwürdige Geschäftsmodelle

Diese menschenunwürdigen Arbeitsverhältnisse werden durch fragwürdige Geschäftsmodelle im internationalen Straßentransport begünstigt. Aufträge werden – wie man es auch aus der Bauwirtschaft kennt – in aller Regel an Subunternehmer vergeben. An der Spitze der Subunternehmerketten stehen meist Firmen, die für die Organisation des Transports Dienste von Speditionen – sogenannte Generalunternehmer – in Anspruch nehmen. Diese wiederum beauftragen einen Auftragnehmer mit der Durchführung des Transportes – die Frachtführer. Die Frachtführer stellen in der Regel die Zugmaschinen und sind »Arbeitgeber« der LKW-Fahrer. Die benannten Akteure können ihre Unternehmenssitze in verschiedenen Ländern haben. Am Ende der Kette stehen nur selten deutsche Frachtführer. Häufig sind die Auftragnehmer im EU-Ausland niedergelassene Frachtführer, die mit ihren Zugmaschinen und ihrem Personal Transporte im Rahmen der Dienstleistungsfreiheit in anderen Ländern der EU durchführen. Verantwortlich für dieses Geschäftsmodell sind jedoch nicht in erster Linie Firmen aus Osteuropa. Westeuropäische Firmen haben dieses System (mit) geschaffen und verdienen sich daran eine goldene Nase, indem sie entweder als Generalunternehmer Aufträge an Frachtführer mit Niederlassungen in osteuropäischen Ländern vergeben oder dort selbst Filialen gründen. Bei Letzteren handelt es sich nicht selten um Briefkastenfirmen. In ihren westeuropäischen Filialen wickeln sie dann oft nur noch nationale Transporte ab. Lukrative internationale Transporte organisieren sie hingegen über ihre osteuropäischen Filialen.

Allein gegen das System

Diesem ausgeklügelten System stehen die LKW-Fahrer in der Regel relativ hilflos gegenüber. Die Vereinzelung der Beschäftigten im Transportgewerbe, die mangelnde gewerkschaftliche Organisierung und die mit der grenzüberschreitenden Tätigkeit einhergehende Rechtsunsicherheit führen dazu, dass sie gegenüber den Unternehmern eine nur schwache Verhandlungsposition in Bezug auf ihre Arbeitsbedingungen haben. Die Spaltung in der Klasse aufgrund unterschiedlicher Rechte bedingt durch Staatsangehörigkeit der Fahrer und Sitz des Unternehmens tun ihr übriges.

Drei Gruppen von Fahrern

Bei den Fahrern unterscheidet das DGB-Beratungsnetzwerk Faire Mobilität zwischen drei Gruppen: Diejenigen, die Staatsangehörige eines osteuropäischen EU-Staates sind und über einen Arbeitsvertrag mit einem in Deutschland ansässigen Frachtführer verfügen; Fahrer, die Staatsangehörige eines osteuropäischen EU-Staates sind und einen Arbeitsvertrag bei einem Frachtführer aus einem osteuropäischen EU-Staat haben und Fahrer, die Staatsangehörige eines Staates außerhalb der EU sind und bei einem Frachtführer aus einem osteuropäischen EU-Staat beschäftigt sind.

Für die erste genannte Gruppe liegen Daten der Unternehmensstatistik des Bundesamts für Güterverkehr (BAG) vor. Demnach betrieben Ende Oktober 2020 insgesamt 46.902 Unternehmen gewerblichen Güterkraftverkehr mit Zulassung in Deutschland. Etwa 395.000 LKWs und Sattelzugmaschinen waren zu diesem Zeitpunkt zugelassen. Das BAG verzeichnete zum Jahresende 2020 insgesamt 563.921 sozialversicherungspflichtig beschäftigte Berufskraftfahrer. Der Anteil der Fahrer mit einer ausländischen Staatsbürgerschaft, die im Rahmen der »Arbeitnehmerfreizügigkeit« einen Arbeitsvertrag in Deutschland abschlossen, betrug in dem Zeitraum 24,3 Prozent und wächst seit Jahren kontinuierlich.

Die Fernfahrer aus der zweiten und dritten Gruppe sind offiziell im Ausland angestellt. Während die Zugmaschinen oft osteuropäische Kennzeichen besitzen, sind die Auflieger mit der Fracht meist in Deutschland zugelassen. Osteuropäische Trucks mit Fahrern osteuropäischer Staatsbürgerschaft transportieren also Fracht im Auftrag großer Logistikfirmen aus Westeuropa, meist Deutschland, Frankreich oder Belgien – und dies bei schlechter Bezahlung, unbezahlten Überstunden und hohem Zeitdruck.

Spesenmodell statt Mindestlohn

Die Auftraggeber machen sich hierbei das Lohngefälle in Europa zunutze, da die eingesetzten Fahrer in aller Regel nach den Löhnen der Herkunftsländer bezahlt werden. Da viele der Trucker in einem Großteil ihrer Arbeitszeiten Transporte in Westeuropa für dort ansässige Generalunternehmer durchführen, stünde ihnen – gemäß Mindestlohngesetz und Entsenderichtlinie – eigentlich die höheren Mindestlöhne der jeweiligen Einsatzländer zu. Diese erhalten sie allerdings nur in den seltensten Fällen. Bei der überwiegenden Zahl der Fahrer umgehen die Logistikunternehmen den Mindestlohn der Einsatzländer, indem sie zum Beispiel Spesenzahlungen darauf anrechnen. Ihren Anspruch auf den deutschen Mindestlohn können die Fahrer in der Realität nur durchsetzen, wenn sie ihn rückwirkend vor Gericht einfordern – was meist gleichbedeutend mit dem Verlust des Jobs ist.

Durch dieses Spesenmodell sparen Unternehmen Steuern und sie zahlen für diese Anstellungsverhältnisse nur geringe Sozialversicherungsbeiträge. Die Fahrer erhalten bei Krankheit nur einen Bruchteil der monatlichen Vergütung, da Lohnfortzahlung nur auf Niveau des osteuropäischen Mindestlohnes gezahlt wird und sie außerdem in diesen Zeiten auch keinen Anspruch auf Spesen haben. Im Durchschnitt zahlt ein Unternehmer für einen Fahrer mit osteuropäischem Vertrag pro Jahr ca. 5.000 Euro weniger als für einen Fahrer, der in Deutschland den vergabespezifischen Mindestlohn ausgezahlt bekommt.

Internationale Abwärtsspirale

Die Abwärtsspirale wird dadurch angetrieben, dass immer mehr EU-Bürger mit osteuropäischer Staatsbürgerschaft in Deutschland und anderen westeuropäischen Ländern als LKW-Fahrer arbeiten. So wird es auch in den osteuropäischen EU-Staaten für die dort zugelassenen Unternehmen schwieriger, Fahrer zu den beschriebenen schlechten Bedingungen zu finden. Folglich steigt die Anzahl von Arbeitskräften, die aus Nicht-EU-Staaten – sogenannten Drittstaaten – kommen. Sie werden vor allem in Belarus, Ukraine, Moldau, Georgien, Serbien, Bosnien oder sogar auf den Philippinen rekrutiert. Diese Fahrer werden noch schlechter vergütet als ihre Kollegen mit Pässen aus osteuropäischen EU-Staaten. Im Rahmen der Dienstleistungsfreiheit können Drittstaatsangehörige auch in andere EU-Staaten entsandt werden, wofür sie oftmals ein spezielles Visum benötigen. Die Transportunternehmen umgehen häufig diese Regelung und lassen die Fahrer ohne Beantragung von zusätzlichen Visa fahren. Im Fall von Kontrollen tragen allein die Fahrer die Konsequenzen.

Gräfenhausen war ein wichtiger Schritt

Mit ihrem Streik an der Raststätte Gräfenhausen haben die betroffenen Fahrer für alle anderen einen wichtigen Schritt getan. Sie haben eine breite Öffentlichkeit für die ausbeuterischen Arbeitsbedingungen in der Logistikbranche sensibilisiert. Denn sie sind nicht die Ausnahme, sondern die Regel. Jetzt müssen verstärkte und schärfere Kontrollen durch die zuständigen Behörden folgen, um Mindestlohnansprüche über Ländergrenzen hinweg durchzusetzen.

Kampf um die Arbeitszeit in Indien

Vijay Prashad

Ende 2022 veröffentlichte die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) einen faszinierenden Bericht mit dem Titel »Arbeitszeit und Work-Life-Balance auf der ganzen Welt«, der durch eine Reihe indischer Initiativen zur Verlängerung (!) des Arbeitstages gefördert wurde. Der Bericht sammelte globale Daten über die Arbeitszeit im Jahr 2019, vor dem Ausbruch der COVID-19-Pandemie. Die ILO stellte fest, dass »etwa ein Drittel der weltweiten Erwerbsbevölkerung (35,4 Prozent) mehr als 48 Stunden pro Woche arbeitete« und »ein Fünftel der weltweiten Beschäftigung (20,3 Prozent) aus kurzen (oder Teilzeit-) Arbeitsstunden von weniger als 35 Stunden pro Woche besteht«. Darüber hinaus stellte der Bericht fest, dass die Berufsgruppe mit »der längsten durchschnittlichen Arbeitszeit Anlagen- und Maschinenführer sowie Monteure waren, die durchschnittlich 48,2 Stunden pro Woche arbeiteten.«

In ganz Indien gibt es eine anhaltende Debatte über eine Änderung der Begrenzung des Arbeitstages. Ein Gesetzentwurf im Bundesstaat Tamil Nadu versuchte, den Factories Act von 1948 zu ändern, der es Fabriken ermöglichen würde, den Arbeitstag von acht Stunden auf zwölf Stunden zu verlängern. In der Versammlung des Bundesstaates Tamil Nadu sagte Regierungsminister C. V. Ganesan, dass der Bundesstaat – der die höchste Anzahl von Fabriken in Indien hat – mehr ausländische Investitionen anziehen müsse, was einfacher wäre, wenn Fabriken »flexible Arbeitszeiten« hätten. … Im Februar wurde ein ähnliches Gesetz im Nachbarstaat Karnataka verabschiedet. »Indien steht im Wettbewerb mit Orten auf der ganzen Welt, um Investitionen anzuziehen«, sagte der Minister für Elektronik, Informationstechnologie und Biotechnologie, Dr. C. N. Ashwath Narayan. »Nur wenn man ein flexibles Arbeitsrecht hat, können Investitionen angezogen werden.«

Vom Tricontinental Institute for Social Research kommt eine eigene Intervention in diese Debatte, unser Mai-Dossier »The Condition of the Indian Working Class«. (Siehe die Beilage in dieser Ausgabe) Das Dossier beginnt mit zwei Ereignissen aus dem Jahr 2020. Erstens forderte die indische Regierung zu Beginn der Pandemie Millionen von Arbeitern kaltschnäuzig auf, in ihre Dörfer zurückzukehren, und zweitens begannen Indiens Bauern einen kraftvollen Protest gegen den Versuch der Regierung, die Kontrolle über die Mandis (»Produktmärkte«) an große Konzerne zu übertragen. Diese Ereignisse zeigen sowohl das harte Verhalten der indischen Regierung und der Unternehmensklasse gegenüber den Arbeitern als auch den anhaltenden Widerstand der Arbeiter und Bauern gegen eine Struktur, die sie ausbeutet und unterdrückt.

Im Jahr 1991 nutzte Indien eine kurzfristige Zahlungsbilanzkrise, um das institutionelle Gefüge der nationalen Entwicklung zu stören und die Wirtschaft für ausländische Investitionen zu öffnen. Diese »Liberalisierung«, wie sie in Indien genannt wird, bedeutete, dass das Kapital einen entscheidenden Vorteil gegenüber der Arbeit erhielt und dass der von der Arbeiterklasse und der Bauernschaft hart erkämpfte Arbeitsschutz zurückgenommen wurde.

Indische Arbeiter erkannten diesen Trend und initiierten einen Zyklus von Protesten, um ihre Rechte gegen die sogenannte »Arbeitsmarktliberalisierung« zu verteidigen. Das Schlüsselwort »Flexibilität« bedeutete, dass die Arbeitenden nun ihre kostbaren Rechte aufgeben müssten, um Investitionen anzuziehen und den Investoren größere Gewinne zu bescheren. Trotz der Zugeständnisse, die von den Arbeitenden gemacht wurden – einige erzwungen, andere durch Verhandlungen –, waren die Arbeitsplätze, die durch die neoliberale Dispensation geschaffen wurden, Arbeit für die Verzweifelten. In unserem Dossier schreiben wir:

»Das Versprechen großer industrieller Investitionen und der Schaffung hochwertiger Industriearbeitsplätze hat sich nicht in nennenswertem Umfang erfüllt, und sowohl das Wirtschafts- als auch das Industriewachstum sind nicht nur aufgrund des Mangels an Investitionen, sondern auch wegen der gedämpften Nachfrage der indischen Bevölkerung auf niedrigem Niveau geblieben. Diese Nachfrage wurde aufgrund der verzweifelt niedrigen Löhne eines Großteils der Bevölkerung sowie der neoliberalen Beschränkungen der öffentlichen Ausgaben, insbesondere im Agrarsektor, reduziert.«

Was wir in Indien vorfinden, ist in anderen Teilen der Welt nicht unähnlich, wo immer mehr Arbeiter in die zunehmende Prekarität abrutschen. Während die Pandemie den Anstieg informeller und unregulierter Beschäftigung beschleunigte, hat die ILO durch eine Reihe von regionalen Studien – etwa in Ägypten – gezeigt, dass der Trend zu prekärer Arbeit bereits steil zunahm, wobei Klassenkämpfe rücksichtsloser Art mit technisch klingenden Begriffen wie »Arbeitsmarktflexibilität« getarnt wurden.

Im Jahr 2015 verabschiedeten die Vereinten Nationen eine wegweisende Resolution, in der sie siebzehn Ziele für nachhaltige Entwicklung ankündigten und die Notwendigkeit klar zum Ausdruck brachten, »dauerhaftes, integratives und nachhaltiges Wirtschaftswachstum, produktive Vollbeschäftigung und menschenwürdige Arbeit für alle zu fördern«. Unter menschenwürdiger Arbeit versteht die ILO »produktive Vollbeschäftigung, Rechte am Arbeitsplatz, Sozialschutz und Förderung des sozialen Dialogs« oder – im Klartext ausgedrückt – das Recht auf produktive Arbeit, sichere Arbeitsbedingungen, Sozialversicherung und Tarifverhandlungen.

Es ist schon lange klar, dass die ILO-Standards von den meisten Ländern einfach nicht ernst genommen werden. Gewerkschaften und andere Organisationen der Arbeiterklasse bieten die einzige Plattform mit befreiendem Potenzial, wobei die Einheit der Branchengewerkschaften und Gewerkschaftsbünde eine Schlüsselrolle für den Erfolg solcher Bemühungen spielt… Seit 1991 wurden zweiundzwanzig Generalstreiks organisiert, von denen jeder größer war als der vorherige.

Im März 2022 schlossen sich 200 Millionen Beschäftigte, vom Industriesektor bis zum Pflegesektor, dem Generalstreik an, um das Land lahmzulegen. Diese Streiks waren massiv, weil die Gewerkschaftsbewegung die Kämpfe der unorganisierten informellen Beschäftigten mit der gleichen Energie aufgenommen hat wie die Kämpfe ihrer eigenen Mitglieder, wie K. Hemlata, der Präsident des Zentrums der indischen Gewerkschaften, betonte1.

Der Klassenkampf ist lebendig und wohlauf, obwohl eine der Schwächen unserer Zeit darin besteht, dass diese massiven Mobilisierungen bisher nicht in politische Macht umgewandelt werden konnten. Die Finanzmacht hat die Demokratie ertränkt, und das Aufkommen toxischer rechter Ideen – einschließlich des religiösen Fundamentalismus – hat eine einflussreiche Rolle in Gemeinschaften gespielt, die mit der allmählichen Zerstörung des kollektiven Lebens zu kämpfen haben2. Nichtsdestotrotz bleiben die Arbeiter »am Leben für den Klassenkampf«, wie wir am Ende unseres Dossiers schreiben.

Aus: ml-today 5. Mai 2023, Arbeitsübersetzung

1 Siehe Dossier Nr. 18, 2019

2 Ein Phänomen, das wir im Dossier Nr. 59 »Religiöser Fundamentalismus und Imperialismus in Lateinamerika« diskutiert haben.

»Die Initiative ergreifen – Das Recht auf Wohnung für alle sicherstellen«1

Paulo Raimundo, Generalsekretär der PCP

Im Gegensatz zu dem, was uns der liberale Premierminister weismachen will, sollte Wohnraum keine Ware sein. Das Wohnen hat einen konkreten und besonderen Zweck und ist die Antwort auf ein wesentliches menschliches Bedürfnis. So sehr, dass die Verfassung der Republik Portugal vorsieht, dass »jeder Mensch für sich und seine Familie das Recht auf eine Wohnung von angemessener Größe, unter hygienischen und komfortablen Bedingungen und unter Wahrung der persönlichen Intimität und der familiären Privatsphäre« hat.

Der Staat hat die Aufgabe, dieses Recht zu gewährleisten und »eine Wohnungspolitik zu planen und durchzuführen, die in Plänen verankert ist, die das Vorhandensein eines angemessenen Verkehrsnetzes und sozialer Einrichtungen gewährleisten; den Bau von Wirtschafts- und Sozialwohnungen zu fördern; den privaten Bau unter Berücksichtigung des allgemeinen Interesses und den Zugang zu Eigentums- und Mietwohnungen zu stimulieren; die Initiativen der lokalen Gemeinschaften und der Bevölkerung zu fördern und zu unterstützen, um ihre Wohnungsprobleme zu lösen und die Gründung von Wohnungsbaugenossenschaften und den Selbstbau zu fördern«.

Wir wissen, dass die Verfassung verstümmelt wurde, wir wissen, dass sie nicht müde werden, sie anzugreifen und zu behaupten, dass sie veraltet ist, und jetzt gibt es einen neuen Versuch der Verstümmelung, der einem neuen Revisionsprozess unterliegt, von dem wir nicht wissen, wie er enden wird. Da die Verfassung das Wohnen als das anerkennt, was es ist, nämlich ein notwendiges Gut, auf das jeder ein Recht hat, muss die Verfassung auch eingehalten und durchgesetzt werden!

Das ist die Pflicht des Staates und seiner souveränen Organe, das ist der Weg, der gefordert wurde und weiterhin gefordert wird.

Gegen die Verfassung und die Werte der Nelkenrevolution vom April 1974 hat die Politik des rechten Flügels die Liberalisierung des Wohnungswesens durchgesetzt, mit einer starken ideologischen Offensive, die uns davon überzeugen will, dass der Markt und nicht der Staat besser in der Lage ist, dieses Recht zu garantieren. Die Ergebnisse dieses Weges sind unübersehbar.

Nehmen wir ein Beispiel: In den letzten drei Jahren wurden 60.000 Einwohner aus Lissabon vertrieben, während in der Stadt 48.000 Wohnungen leer stehen. In Porto liegt diese Zahl bei 20.000.

Diese 60.000 Menschen waren nicht auf der Suche nach einer Wohnung, sie hatten alle eine Wohnung, und aus der wurden sie von dieser echten Dampfwalze, die aus der Allianz zwischen der finanziellen Immobilienmacht und dem neuen städtischen Mietsystem resultiert, an den Stadtrand vertrieben.

Es ist kein Zufall, dass die Partei dieses so genannte neue Regime als Gesetz der Zwangsräumungen bezeichnet, denn genau das ist es, ein maßgeschneidertes Gesetz, zuerst der Erpressung und dann der Zwangsräumung. Tausende wurden und werden mit diesem Gesetz konfrontiert, das die Sozialistische Partei nicht aufheben will.

Die finanzielle Macht des Immobilienmarktes, die dominierende Rolle des Großkapitals auf dem Wohnungsmarkt, hat es den Wirtschaftsgruppen ermöglicht, auf dem Rücken eines Grundbedürfnisses der Bevölkerung riesige Gewinne zu machen. Dies gilt insbesondere für den Bankensektor, der allein im Jahr 2022 fast 7 Millionen Euro Gewinn pro Tag machte.

Aber auch viele andere haben von Steuererleichterungen und anderen Privilegien profitiert. Während die überwältigende Mehrheit der Einwohner Opfer bringt, um ihren Wohnraum zu erhalten, während viele Einwanderer unter absolut unmenschlichen Bedingungen leben, werden wir Zeuge der schamlosen Förderung von Ausländern mit hoher Kaufkraft auf dem Staatsgebiet, insbesondere in den Regionen Lissabon und Porto, in Funchal und an der Algarve, die gleichzeitig in den Genuss einer steuerlichen oder sonstigen Sonderbehandlung kommen …

Das neue städtische Mietsystem, das 2006 von der PS-Regierung eingeführt und 2012 von der PSD/CDS-Regierung verschärft wurde, hat zu einer brutalen, unmenschlichen und inakzeptablen Instabilität auf dem Mietmarkt geführt.

Dies sind die beiden Haupthindernisse für die Verwirklichung einer gerechten Wohnungspolitik, die von Sozialisten (PS), Sozialdemokraten (PSD), Liberalen (IL) und Rechtspopulisten (Chega) geschützt wird und deren Beseitigung selbst in der 2015 begonnenen Phase der nationalen Politik von der PS verhindert wurde.

Die Verabschiedung des Rahmengesetzes für den Wohnungsbau im Jahr 2019, insbesondere mit den Stimmen der PCP, war zwar ein positiver gesetzgeberischer Akt, wurde aber nicht von den erforderlichen Maßnahmen begleitet, die die Regierung ergreifen sollte, um auf die Probleme zu reagieren. Es ist jedoch bezeichnend, dass dies in einer Zeit geschah, in der die PS weniger Macht und weniger Abgeordnete hatte. Was macht die PS jetzt mit einer absoluten Mehrheit?…

Nachdem sie versucht haben, die Verantwortung für die Lösung der Wohnungsprobleme auf die lokalen Gebietskörperschaften und den so genannten sozialen Sektor abzuwälzen, besteht das, was diese Regierung und die PS angesichts der schweren Krise, in der wir uns befinden, angesichts der Schwierigkeiten vieler Tausender Familien vorlegen, im Wesentlichen darin, denjenigen, die mit Wohnraum spekuliert und riesige Gewinne gemacht haben, nämlich den Banken, Immobilienfonds und Großgrundbesitzern, neue Steuervorteile zu gewähren. PSD, CDS, IL und Chega wollen sogar noch weiter gehen.

Sie sind sich über den Inhalt und die Grundoption einig, aber sie wollen noch mehr, noch mehr und noch schneller. Noch mehr Steuervergünstigungen, noch mehr Transfers öffentlicher Gelder, um die Banken und Immobilienfonds zu stützen und zu füttern…

Uns dagegen ging und geht darum, den Interessen und Gewinnen des Banken- und Immobiliensektors entgegenzutreten und den Steuerprivilegien ein Ende zu setzen. Was nötig war und ist, ist die Aufhebung des Gesetzes über Zwangsräumungen.

Von der Mannschaft, die die Interessen der Banken und Immobiliengesellschaften vertritt, hört man dazu keinen Mucks. Sie scheren sich einen Dreck um die Lösung des Wohnungsproblems, aber sie engagieren sich sehr für diesen Ideenwettbewerb um Steuerprivilegien für Wirtschaftsgruppen und Immobilienfonds und für die Aufrechterhaltung der Logik des Spekulationsmarktes, der das Problem des Zugangs zu Wohnraum nicht nur nicht löst, sondern es sogar noch verschlimmert. Es wird offenkundig versucht, eine Lösung der Probleme zu vermeiden, ebenso wie es eine offensichtliche Vielzahl von Vorschlägen gibt, die nichts wirklich lösen, aber es gibt Lösungen.

Es gibt Lösungen, um die Wohnungsprobleme anzugehen und zu lösen, nämlich die Notwendigkeit direkter Eingriffe und Investitionen des Staates, um das Angebot an öffentlichem Wohnraum zu erweitern, um den Wohnungsmangel zu beheben; den Schutz der Mieter durch die Aufhebung des geltenden Räumungsgesetzes; und für Familien mit Hypotheken, um die Gewinne der Banken für den Anstieg der Zinssätze zahlen zu lassen.

Die Lösung der Wohnungsprobleme erfordert eine Auseinandersetzung mit den Spekulationsinteressen, eine Abkehr von der Auffassung, dass Wohnraum eine bloße Ware für das Großkapital ist, und die Übernahme von Verantwortung durch den Staat.

Es gibt mittel- und langfristige Optionen, die jetzt ergriffen werden müssen, und es gibt außergewöhnliche und dringende Maßnahmen, die sofort auf die heutige Notlage reagieren müssen.

In diesem Sinne ist es notwendig, einen Aktionsplan und eine Politik zur Erweiterung des öffentlichen Angebots zu haben, wobei der Staat seine eigene Verantwortung bei der Förderung des öffentlichen Wohnungsbaus übernimmt, indem er eine aussagekräftige staatliche Finanzierung garantiert, zusammen mit der vollen Nutzung der Mittel des PRR2, indem er von Anfang an sein Erbe und das, was unter seiner Verwaltung steht, bewertet und saniert, wie es bei den Häusern des IHRU3 der Fall ist, aber auch indem er die Wiederherstellung und Sanierung von öffentlichen Gebäuden fördert, die für den Wohnungsbau bestimmt sein können; Schaffung von Unterstützungsmechanismen für die Sanierung und Verwertung leerstehender privater Immobilien, damit diese für den Wohnungsbau genutzt werden können; Nutzung der Mechanismen der administrativen Inbesitznahme, Sanierung und Vermietung leerstehender privater Immobilien; Sicherstellung rascher Investitionen, insbesondere für Studentenwohnungen, durch Erhöhung der Zahl der öffentlichen Wohnheime.

Es ist absolut notwendig, dass der Staat seine Verantwortung wahrnimmt und innerhalb kurzer Zeit effizient und effektiv in großem Umfang in den Wohnungsmietmarkt eingreift, um ihn zu regulieren, insbesondere im Hinblick auf die Verfügbarkeit, und die Preise zu senken. Die Mieten können nicht durch diesen Markt reguliert werden, der sich nach den Interessen derjenigen richtet, die ihn regulieren, und nicht nach denen derjenigen, die eine Wohnung benötigen.

Dies impliziert notwendigerweise die Schaffung eines öffentlichen Wohnungsbestands von großem Umfang und Qualität, der in Bezug auf Typologien und Standorte sehr diversifiziert ist, um die Erwartungen und Bedürfnisse breiter sozialer Schichten zu erfüllen, die keinen Zugang zu Wohnraum haben, weder durch Miete noch durch Kauf. Ein solcher öffentlicher Wohnungsbestand sollte auf der Grundlage des bereits bestehenden öffentlichen Wohnungsbestands sowie anderer leerstehender öffentlicher Gebäude, die zu Wohnzwecken umgestaltet werden können, aufgebaut werden, unabhängig davon, ob sie sich im Besitz des Staates oder der lokalen Behörden befinden, wobei dieser Bestand von einer eigens zu schaffenden öffentlichen Einrichtung bewirtschaftet und verwaltet werden muss.

Die riesigen Bestände an leerstehenden Privatwohnungen, die nicht genutzt werden, sollten ebenfalls zwangsweise auf den Markt gebracht werden, und zwar zu nicht spekulativen Mieten. Wenn nötig, und in Fällen von Betrug, unter Rückgriff auf eine administrative Inbesitznahme durch den Staat. Es ist äußerst empörend, dass die liberale Fibel das Recht auf leere Wohnungen fordert, obwohl so viele Menschen dringend eine Wohnung benötigen.

Wir verteidigen die Begrenzung der Mieten und die Verhinderung von Zwangsräumungen, weil es notwendig ist, die Mieten zu stabilisieren, die Möglichkeit von Zwangsräumungen stark einzuschränken, die Erhöhung der Mieten in allen Mietverträgen zu stoppen und die geltenden Mietverträge zu verlängern und ihre Nichtverlängerung zu begrenzen.

Wir verteidigen die Familien mit Hypotheken, denn es ist notwendig, die Gewinne der Banken auf die von der EZB verordneten Zinserhöhungen zu begrenzen, die Verwendung eines Aufschlags von 0,25 % auf Hypotheken durch die Caixa Geral de Depósitos als Instrument zur Regulierung der Kreditvergabe festzulegen und ein Moratorium zu schaffen, wie es während der Epidemie bestand, bei dem nur Zinsen zu einem Satz gezahlt werden, der dem zur Finanzierung der Banken verwendeten entspricht.

Was haben die Parteien, die die Interessen der Banken und Immobilienfonds unterstützen, angesichts dieser Vorschläge getan? Einige waren dagegen, andere haben sich stillschweigend enthalten, im Grunde genommen haben sie alle diese fairen Vorschläge für nicht durchführbar erklärt. Bei allem, was wesentlich ist, haben PS, PSD, Chega und IL gemeinsam oder abwechselnd, hier und da mit Enthaltungen, die notwendigen Maßnahmen zur Lösung der Probleme, mit denen wir konfrontiert sind, nicht ergriffen.

Die Wahrheit ist, dass die von uns unterbreiteten Vorschläge, wenn sie angenommen worden wären, konkrete und positive Folgen für Millionen von Menschen gehabt hätten. Die Tatsache, dass sie abgelehnt wurden, ändert nichts an der Gültigkeit und Dringlichkeit der von uns unterbreiteten Vorschläge. Wir werden weiter für sie kämpfen und rufen alle, die sich in ihnen wiedererkennen, auf, sich zu mobilisieren und sie zu ihrem Banner zu machen, um für sie zu kämpfen und sie zu fordern.

Wir appellieren an die Einheit in diesem gerechten und notwendigen Kampf für die Verteidigung des Rechts auf Wohnen, der Anfang dieses Monats einen wichtigen Ausdruck fand und in mehreren anderen Kämpfen, die im ganzen Land stattfanden, präsent war. Die Portugiesische Kommunistische Partei hat Lösungen, eine patriotische und linke Politik, eine Politik zur Durchsetzung des in der Verfassung verankerten Rechts auf Wohnen, um ein Haus für alle zu garantieren, die eines zum Leben brauchen, für jede Person, jede Familie, für ältere Menschen, für Kinder, für junge Menschen, die ihre Emanzipation und das Recht auf ein eigenes Leben wollen.

Sie alle können auf die PCP zählen, wenn es um das Recht auf Wohnen geht, und die PCP zählt auf sie alle, wenn sie sich am Kampf für eine politische Alternative beteiligen, die auf den Werten des Aprils basiert, für den Weg der Entwicklung, der Gerechtigkeit und des sozialen Fortschritts, den Portugal braucht.

1 Mitte April 2023 fand in Lissabon eine landesweite Konferenz der PCP »Initiative ergreifen – Recht auf Wohnen für alle sichern« statt. Wir dokumentieren hier als Arbeitsübersetzung den Redebeitrag des Generalsekretärs der Kommunistischen Partei Portugals. Alle Beiträge sind hier nachzulesen: https://www.pcp.pt/habitacao-que-necessario-enfrentar-lucros-da-banca-do-imobiliario-por-fim-aos-regimes-fiscais-de

2 Plano de Recuperação e Resiliência (Wiederherstellungs- und Stabilitätsplan)

3 Instituto da Habitacao e da Reabilitacao Urbana (Institut für Wohnungsbau und Stadtsanierung)

Zum SIPRI-Factsheet »Welt-Militärausgaben«

Fred Schmid

Weltweit stirbt alle dreizehn Sekunden ein Kind unter fünf Jahren an den Folgen von Hunger, stellt die Welthungerhilfe fest, 149 Millionen Kinder sind chronisch unterernährt. Das sind traurige Zahlen, besonders wenn man sich vor Augen führt, dass gleichzeitig jedes Jahr über zweitausend Milliarden Dollar für Militär und Waffen ausgegeben werden, von den Menschenopfern und Schäden, die Kriege verursachen, gar nicht zu reden.

Nach dem jüngsten SIPRI-Bericht »Trends in World Military Expenditure 2022« wurden im vergangenen Jahr 2,24 Billionen US-Dollar – 2.240.000.000.000 Dollar, in Worten: Zweitausendzweihundertvierzig Milliarden Dollar – global für Waffen und Militär ausgegeben. Ein neues Allzeithoch, mehr als in den Spitzenjahren des Kalten Krieges. Jede Sekunde werden 71 Dollar für Rüstung verpulvert – pro oben erwähnten 13 Sekunden 923 Dollar.

Nach Angaben von SIPRI erhöhten sich die Welt-Militärausgaben real 2022 um 3,7 Prozent, ein satter Zuwachs von 80 Milliarden Dollar (alle Zahlen inflationsbereinigt). Fast so viel, wie Indien insgesamt für Rüstung ausgibt (81,4 Milliarden). Die Beschaffung von Waffen und Alimentierung des Militärs stieg das achte Jahr in Folge, also nicht nur wegen des Ukrainekrieges. 2022 machten sie 2,2 % des globalen Brutto-Inlandsprodukts aus.

Top 10:
Zusammen dreiviertel der Welt-Rüstung

Die zehn größten Hochrüster sind zusammen verantwortlich für 75 % der globalen Rüstungs- und Militär-Budgets. Allen weit voran die USA mit 39 Prozent der Welt-Militärausgaben: 877 Milliarden Dollar – bei gerade mal 4 % der Weltbevölkerung. Drei Jahre davor, 2019 waren es »nur« 733 Milliarden Dollar: ein Zuwachs von knapp zwanzig (19,6 %) Prozent in drei Jahren. Die USA geben so viel für Waffen und Militär aus, wie die 12 nachfolgenden Länder zusammen.

China, von den USA zum »System-Rivalen« erklärt, zeichnet für den zweitgrößten Militär-Etat. SIPRI schätzt diesen auf 292 Mrd. Dollar, 70 Milliarden mehr als offiziell ausgewiesen: das entspricht 13 % der Weltrüstung bei 18 % der Weltbevölkerung; er stieg 28 Jahre in Folge, jeweils in Anlehnung an die BIP-Wachstumsrate; in diesem Jahr allerdings liegt er deutlich darüber: +7,2 %.

Der US-Etat ist jedoch dreimal so hoch. Wäre China Mitglied der NATO, würde es wegen zu niedriger Militärausgaben kritisiert: Sie machen nur 1,6 Prozent des BIP aus – liegen also deutlich unter der »2 % und mehr«-Vorgabe der NATO. Der Anteil am BIP der USA ist 3,5 Prozent. Bei den Pro-Kopf-Ausgaben klafft der Unterschied noch weit mehr auseinander: Die US-Bevölkerung gibt im Durchschnitt pro Kopf 2.707 Dollar pro Jahr für die Rüstung aus, die chinesische nur 208 Dollar. Einen US-Bürger zu »verteidigen« ist also dreizehn Mal so teuer wie einen chinesischen. Allein die Ausgaben für die 625 US-Stützpunkte (nach Base Structure Report) out of area in aller Welt betragen 156 Milliarden Dollar im Jahr.

Dennoch tragen beide Supermächte Verantwortung für das Wettrüsten 2.0. China kann allerdings für sich geltend machen, dass es, im Gegensatz zu den USA, seit mindestens 43 Jahren keinen Krieg geführt hat. Die Etats für Waffen und Militärs der beiden rivalisierenden Supermächte machen zusammen 52 Prozent der Welt-Militärausgaben aus.

G7: Die G7-Staaten, die Gruppe der führenden kapitalistischen Industrieländer USA, Japan, Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Italien und Kanada bilden das Herzstück des globalen Kapitalismus. Sie sind alle unter den Top 15 Länder im Ranking der Militärausgaben vertreten (siehe Tabelle). Von den Top 10 größten military-spending countries ist jeder zweite ein G7-Staat. Zusammen gaben die G7-Staaten in 2022 1161,3 Milliarden für die Rüstung aus, das sind 51,8 Prozent der Weltausgaben. Ihre »Kontrahenten« – China und Russland – bringen es lediglich auf 378,4 Mrd. Dollar oder 16,9 % der Weltausgaben.

Die NATO, das Schwert des G7-Machtklubs steht für insgesamt 1.238 Mrd. Dollar Militärausgaben ihrer 31 Mitglieder (einschl. Finnland; der ebenfalls in 2022 gestellte Aufnahmeantrag Schwedens ist noch nicht entschieden). Das ergibt 55 Prozent der globalen Ausgaben. Die Militär-Etats von Schweden und Finnland beliefen sich 2022 auf 8,5 Mrd. Dollar bzw. 5,1 Mrd. Dollar. Finnland und Schweden hatten ihre Militäretats nach der Aggression Russlands gegen die Ukraine in 2022 um 36 bzw. 12 Prozent erhöht. Bedauerlich am NATO-Beitritt Schwedens ist u. a., »dass ein unabhängiger, unparteiischer Vermittler (in internationalen Streitigkeiten) wegfällt« (Dan Smith, Direktor von SIPRI).

Europa, ein waffenstarrender Kontinent

Die Militärausgaben in Europa wurden 2022 um 13 Prozent erhöht und erreichten 480 Mrd. Dollar. Neun Prozent der Weltbevölkerung stehen somit für über ein Fünftel (21,5 %) der globalen Rüstung. Die gestiegenen Budgets hängen mit dem Ukrainekrieg zusammen, »aber auch damit, dass die NATO ihre Mitglieder dazu drängt, die Rüstungsetats auf mindestens zwei Prozent des Bruttosozialprodukts zu erhöhen« (siehe Tabelle). Besonders stark stiegen die Militärausgaben in Osteuropa infolge des Ukrainekriegs. In Russland erhöhten sie sich um 9,2 Prozent auf 86,4 Mrd. Dollar (von SIPRI geschätzt), was 4,1 % des BIP ausmacht.

Die Militärausgaben der Ukraine erreichten 44 Milliarden Dollar, nach einem Zuwachs von 640 Prozent. Diese 44 Milliarden Dollar verschlangen ein Drittel (34 %) des ukrainischen BIPs; 2021 waren es 3,2 %. Dazu kam 2022 noch die Militärhilfe der NATO-Länder an die Ukraine für den Krieg gegen Russland. Allen voran leisteten die USA 19,9 Mrd. Dollar Militärhilfe; mit großem Abstand folgte Großbritannien mit 2,5 Mrd. Dollar und an dritter Stelle Deutschlands Militärhilfe mit 2,0 Mrd.; hinzu kommen 20 weitere Länder. Genaue Zahlen über die gesamte Militärhilfe für die Ukraine stehen nicht zur Verfügung, aber SIPRI schätzt sie auf mindestens 30 Milliarden Dollar im Jahr 2022. Addiert man die 30 Milliarden zum 44-Milliarden-Militäretat des Landes, dann rangiert die Ukraine knapp hinter Saudi-Arabien, dem Land mit den fünftgrößten Militärausgaben der Welt.

Geopolitischer Brennpunkt
Nordost-Europa

Auf dem Alten Kontinent wird in drei Regionen Krieg geführt: Das schlimmste Gemetzel findet auf dem Territorium der Ukraine statt; aber auch in Berg-Karabach bricht Aserbaidschan immer wieder den Waffenstillstand und bekriegt sich mit der armenischen Bevölkerung und armenischen Streitkräften. Und das europäische NATO-Land Türkei führt einen permanenten Krieg gegen die Kurden in Syrien und Nordirak.

Ein Spannungsgebiet baute sich in den vergangenen Jahren in Nordost-Europa auf: Es wird von gegenseitigem Misstrauen zwischen Baltikum/Polen – Russland befeuert. In Polen und den baltischen Staaten Estland, Lettland, Litauen hat die NATO eine Reihe von Battle Groups stationiert, zusammengesetzt aus Truppen verschiedener NATO-Länder – und im Widerspruch zur NATO-Russland-Grundakte, die eine Stationierung von NATO-Streitkräften auf dem Gebiet des ehemaligen Ostblocks ausschließt. Russland hat umgekehrt in der Exklave Kaliningrad Iskander-Kurzstrecken-Raketen stationiert und im Westen Russlands angeblich Mittelstrecken-Raketen. Eine Rolle in den strategischen Überlegungen beiderseitiger Militärs spielt das Suvalki-Gap, der Korridor von Weißrussland zur russischen Exklave.

Die nordosteuropäische Region ist, neben der Ukraine, der Hotspot der europäischen Hochrüstung: Mit Finnlands Beitritt zur NATO hat sich die NATO-Grenzlinie zu Russland in ihrer Länge mehr als verdoppelt. Die baltischen Staaten legten in der Aufrüstung weit überdurchschnittlich zu.

Rüstungs-Rekordland aber ist Polen, obwohl der Zuwachs von 11 % in 2022 noch als ziemlich harmlos erscheint. Polen hat wie kein anderer NATO-Staat in den vergangenen Jahren seine Armee hochgerüstet. Der Anteil der Militärausgaben am BIP beträgt 2,42 %, der vierthöchste in der NATO (nach Griechenland, USA, Litauen – s. Grafik). Ende Januar 2023 erklärte die polnische Regierung, dass sie den Rüstungsetat in diesem Jahr auf 4 % des BIP anheben will. In Südkorea hat Polen 1.000 Kampfpanzer K2 bestellt, in den USA mehrere hundert Abrams-Panzer. Dabei besitzt das Land schon die größte Zahl von Panzern unter den europäischen NATO-Staaten. Peter Rough, Direktor des Europa-Zentrums der Denkfabrik Hudson Institute: »Wann immer dieser (Ukraine-)Krieg endet, werden Polen und die Ukraine vermutlich die mächtigsten Streitkräfte in Europa haben. Sie bilden den Kern eines neuen Blocks osteuropäischer Staaten, der mit amerikanischer Unterstützung stark ist«. In diesen Block, mit der Achse Warschau–Kiew, integrieren sich im Zweifel die ehemaligen Ostblockstaaten – Tschechien, Slowakei, Ungarn, Bulgarien, Rumänien – und die ehemaligen baltischen Sowjetrepubliken. Die Gruppe pflegt bereits heute – ohne Ukraine – als »Bukarest neun« eigene Treffen und insbesondere Kontakte mit den USA.

Umgekehrt haben die USA Polen zu ihrem strategischen Vorposten zu Russland ausgebaut. Die USA führen die in Polen stationierten NATO-Battle Groups, hochmobile Einheiten für den rapiden Einsatz. Zur Zeit sind 10.000 US-Soldaten in Polen stationiert; im März 2023 hat die US Army die erste dauerhafte Garnison in einem ehemaligen Ostblock-Staat eingerichtet. Polen ist auch die logistische Drehscheibe für die NATO-Waffenlieferungen an die Ukraine.

Deutschland: 50-Milliarden teure »Schrottarmee«?

Das Militär-Budget von Deutschland beziffert SIPRI mit 55,8 Milliarden Dollar (50,5 Mrd. Euro, mit einem Plus von 2,3 %), womit Deutschland global an siebter Stelle steht, innerhalb der NATO, hinter den USA mit 877 Milliarden Dollar und Großbritannien mit 68,5 Mrd. auf Platz drei rangiert. Deutschlands Rüstungs-Anteil am BIP liegt bei 1,4 Prozent (Vorjahreswert: 1,2 %). Die Militärausgaben sind um ein Drittel höher als vor zehn Jahren. Der Rüstungsetat ist mit Abstand der zweitgrößte Einzelposten im Bundeshaushalt, größer als die drei Einzeletats Bildung/Forschung (20,5 Mrd. Euro), Gesundheit (19 Mrd. Euro) und Familie/Frauen/Jugend (12,5 Mrd. Euro) zusammengenommen.

Dennoch bescheinigen Bundespolitiker aus Regierung und Opposition sowie Medien der Bundeswehr einen maroden, einen »Schrottzustand«; diese sei »nur begrenzt einsatzfähig«, nur »bedingt abwehrbereit« und durch Friedensgläubigkeit der jeweils regierenden Politik schlicht »kaputtgespart« worden. Was das Sparen anbelangt, so muss darauf hingewiesen werden, dass in den vergangenen zehn Jahren fast eine halbe Billion, insgesamt 432 Milliarden Euro für Rüstung und Militär ausgegeben wurden – die in der Allgemeinen Finanzverwaltung versteckten Rüstungsgelder nicht eingerechnet.

Nur um die Größenordnung anschaulich zu machen: Für ein Viertel der Ausgabensumme – 108 Milliarden Euro – hätten über 500.000 Sozialwohnungen gebaut und damit die Wohnungsnot drastisch reduziert werden können.

Es stellt sich die berechtigte Frage: Wo sind all die Milliarden für die siebt-teuerste Armee der Welt geblieben bzw. hingeflossen? Es kann ja nicht nur Missmanagement und ministeriale Unfähigkeit gewesen sein, oder die hohen Gewinne der Waffen-Konzerne, die überhöhten Offiziers-Solde und -Pensionen oder gar Korruption. Ein Faktor sind sicher die eigens entwickelten »Super«-Waffensysteme wie Eurofighter, Militär-Airbus A 400M, verschiedene Militär-Hubschrauber-Systeme, Schützenpanzer Puma, Fregatten und Korvetten usw.

Ein entscheidender Grund war zudem sicher die Umrüstung der Bundeswehr nach dem Ende des Ost-West-Konflikts in eine Interventionsarmee; da Deutschland »umzingelt von Freunden« war, musste es offenbar weiter an der Peripherie, am Hindukusch, in der Wüste von Mali, am Horn von Afrika und in aller Welt »verteidigte werden«; und jetzt, mit zunehmender Konfrontation zu Russland, musste die Bundeswehr in eine Territorial-Armee mit Dominanz mobiler Landstreitkräfte rückverwandelt werden.

Last not least: Das Schlecht-Reden ist zum Großteil bewusste Panikmache. Mit dem Schüren der Angst vor unzureichender Verteidigungsfähigkeit soll der Friedensbewegung der Wind aus den Segeln genommen und die Bevölkerung für finanzielle Opfer empfänglich gemacht werden. So ist auch die »100-Milliarden Sonderschuld«, deklariert als »Sondervermögen«, ohne großes Murren aus dem Volke über die Bühne gegangen.

Es wird erwartet, dass die 100 Milliarden Euro (105 Mrd. $) in den nächsten Jahren zu einem substanziellen Zuwachs bei den deutschen Militärausgaben führen wird, meint SIPRI. Ab diesem Jahr dürften dann die Rüstungsausgaben über zwei Prozent des BIP liegen. Vor allem die Waffenkapazitäten werden dadurch in die Höhe katapultiert, nachdem die 100 Milliarden fast ausschließlich für militärische Beschaffungen ausgegeben werden sollen (sie erscheinen allerdings nicht im regulären Verteidigungsetat). Doch dem Militär-Industrie-Komplex (MIK) reicht dieser gewaltige Rüstungs-Extra-Happen noch nicht. Die 100 Milliarden seien gerade mal der Einstieg in eine neue Rüstungsära, sind sich Verteidigungsminister, Wehrbeauftragte und Top-Manager der Rüstungsindustrie einig. Die »notwendigen Mittel« sind »mittelfristig gesehen eher 300 als 100 Milliarden Euro, so der Boss des Waffen-Elektronik-Konzerns Thomas Müller. Denn: »Wir sollen die Kapazitäten hochfahren und so schnell wie möglich liefern«, berichtet er von einem Gespräch mit Kanzler Scholz. Dann müsse eben auch die Politik liefern und für eine dauerhafte Auslastung der Kapazitäten sorgen.

Pazifik –
kein Meer des Friedens

Der pazifische Ozean (von lat. pacificus = friedlich) wird seinem Namen nicht gerecht. Es ist ein Meer der Kriegsflotten, die hier verstärkt aus dem Westen aufkreuzen. Allen voran die dritte, fünfte und siebte US-Flotte mit jeweils Flugzeugträgern-Verbänden und vermutlich bestückt mit Atomwaffen. Aber auch britische, italienische Carriers, französische und niederländische Kriegsschiffe und deutsche Fregatten tummeln sich tausende Seemeilen von ihren Heimathäfen entfernt im Indopazifik, als wäre es ein westliches Binnenmeer. Es ist im Wesentlichen die alte Staatenkoalition, die als Kolonialmächte schon im 19. Jahrhundert die Pazifik-Region und vor allem China unter sich aufteilte. Heute kommt ein Einkreisungsring von US-Stützpunkten um China (siehe Grafik) hinzu. Zehntausende GIs sind auf Japan, Südkorea und Guam und weiteren über 20 Inseln stationiert. Die US-Army baut diesen Stützpunkt-Ring laufend weiter aus. In Guam wurde der Hafen flugzeugträger-tauglich ausgebaut, auf den Philippinen werden neben den bestehenden fünf Stützpunkten weitere vier angelegt. Neun US-Basen auf dieser relativ kleinen Inselgruppe!

Seit 2011 wird nach Präsident Obamas und Hillary Clintons (Ex-US-Außenministerin) »Pivot to Asia« (pivot: Dreh- und Angelpunkt) die Region hochgerüstet, militarisiert und mit Spannung aufgeladen. Auch die NATO will out-of-area maritim in den Süd-Pazifik ausgreifen. Alles soll dazu dienen, China auf das Festland einzudämmen (containment), vor allem seit China sich mit seiner Marine nicht auf den Küstenschutz beschränkt, seine Ansprüche im südchinesischen Meer und auch gegenüber Japan geltend macht und den US-Flottenverbänden Paroli bietet – allerdings nicht im Golf von Mexico, sondern vor seiner Haustüre. Nach SIPRI besitzt China inzwischen die größte Flotte der Welt, hat allerdings nur zwei Flugzeugträger, ein dritter ist auf Probefahrt – die USA hat davon elf.

Details

Seiten
136
Erscheinungsjahr
2023
ISBN (ePUB)
9783961703647
ISBN (PDF)
9783961706648
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2023 (Juli)
Schlagworte
marxistische blätter

Autor

  • Lothar Geisler (Leitende:r Herausgeber:in)

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Titel: InnenAnsichten – Subjekt und Klassenkampf
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